Fachliches | 04. April 2019

Neues Leben für alte Reben

Von Arno Becker, Weinbauberater am DLR Oppenheim
Esca ist weltweit eines der bedeutendsten Probleme des Weinbaus. Bisher gibt es keine direkte Bekämpfungsmöglichkeit. Mithilfe der „Esca-Sanierung durch Stammrücknahme” kann zumindest ein Teil der erkrankten Reben gerettet werden.
Nicht der Zustand des Drahtrahmens oder eine zu geringe Zeilenbreite, sondern die Esca-Problematik diktiert vielerorts den Rodungstermin. Eigene Auswertungen ergeben dabei einen Neubefall an Esca von rund einem Prozent pro Jahr.
Die erweiterte Ausführung dieser Methode, nämlich der Neuaufbau aller Stöcke einer in die Jahre gekommenen Anlage, verspricht indes noch mehr: eine längere Nutzungsdauer der Weinberge und damit neben Qualitätsaspekten auch eine verbesserte Wirtschaftlichkeit. Im Folgenden werden die Ergebnisse eines Vorhabens zu diesem Thema des Ausschusses für Technik im Weinbau (ATW) dargestellt.
Besonders in Zeiten, in denen vielfach Stammerkrankungen, und nicht die Haltbarkeit des Drahtrahmens oder die Zeilenbreite, den Rodungstermin eines Weinbergs vorgeben, erscheint diese Methode vielversprechend. Bisherige Erfahrungen damit sind durchweg positiv und erbrachten ihrem Alter entsprechend außerordentlich vitale Stöcke.
Eine Auswertung bei fünf Weingütern aus der Pfalz, die zwischen 2003 und 2007 entsprechende „Amputationen” an an Esca erkrankten Stöcken vorgenommen hatten, bescheinigt der Methode in den meisten Fällen gute Erfolge. Voraussetzung ist dabei ein frühzeitiges Vorgehen sowie eine gute Pflege der vormals erkrankten Stöcke beim Neuaufbau durch bodennahe Triebe.
Ist das Verfahren rentabel?
Die Rentabilität dieses Verfahrens hängt im Wesentlichen vom zu erwartenden Weinpreis und der Restnutzungsdauer der Anlage ab. Lohnend ist der Eingriff bei einer Restnutzungsdauer der Anlage von zehn Jahren und einem Weinpreis von 0,80 Euro pro Liter ab etwa 20 % Erfolgsquote – bei dauerhaftem Wiederaustrieb nach Stammrücknahme und ohne Neubefall bis zur Rodung. Bei 60 % Erfolgsquote kostet eine erfolgreiche Sanierung 3,00 Euro.
Beim Nachpflanzen hingegen lässt sich tendenziell sagen, dass eine Restnutzungsdauer der Anlage von mindestens zehn Jahren erforderlich ist, damit die Maßnahme betriebswirtschaftlich sinnvoll ist – ebenfalls bei 0,80 Euro je Liter Weinpreis. Eine Rebe nachzupflanzen, kostet insgesamt zwischen 6,00 und 8,20 Euro. Dies gilt unter folgenden Bedingungen:
  • Verwendung von Hochstammreben;
  • Nicht-Einrechnung des Entfernens des alten Stammes;
  • Berücksichtigung von 15 % Nichtanwuchs. 
Anhaltender Erfolg
Um die Veredelungsstelle zeigt sich das Innenleben der Rebstämme zumeist symptomfrei.
In einem Langzeitversuch, der 2008 begonnen hat und von da an jährlich ausgewertet wurde, konnte dem Neuaufbau erkrankter Stöcke mit bodennahen Trieben ein anhaltender Erfolg attestiert werden. Mit Ausnahme von Sorten, die an der Stammbasis schwach treiben, wie beispielsweise Portugieser, verspricht demnach die Sanierungsmethode wirtschaftlichen und anhaltenden Erfolg.
Im laufenden ATW-Vorhaben sollte zunächst die Frage geklärt werden wann der günstigste Zeitpunkt und wie die beste Herangehensweise an diese Methode ist. Dazu diente ein Versuch auf insgesamt etwa einem Hektar Fläche, in dem drei Zeitpunkte der Stammrücknahme Umsetzung finden sollten: Vorherbst, Jahreswechsel und Frühjahr zum Zeitpunkt des „Blutens”.
Die gleiche Versuchsanordnung wurde in den Sorten Riesling, Gewürztraminer und Müller-Thurgau praktiziert. Dabei kam es jeweils zu Stammrücknahmen an ausschließlich symptomtragenden Stöcken, also zum Absägen dieser Stämme bis auf zehn bis 15 cm oberhalb der Veredelungsstelle. Ziel war der anschließende Neuaufbau mit bodennahen Trieben.
Praktisch keinen Erfolg, weil dieser mit jedweder Herangehensweise gegen Null tendierte, zeigte dieser Versuch trotz der hohen Anzahl von 743 Stammrücknahmen, davon 321 chronische Fälle, 217 akute und 205 sonstige (stark chlorotisch, mit Stammschäden, mit Schwarzholzkrankheit, mit Eutypa). Daher wurden die erfolgreich sanierten Stöcke gar nicht erst zahlenmäßig erfasst.
Gute Ergebnisse beim Neuaufbau ganzer Weinberge
Eine andere Beobachtung aus der Praxis stimmte wiederum zuversichtlich. So trat ein Winzer mit folgender Aussage an die Versuchsansteller heran: In zwei seiner Weinberge herrschen zwar nahezu identische Ausgangsbedingungen. Offensichtlich aber große Unterschiede bei den Stockausfällen, zugunsten eines nach Frostschaden komplett neu aufgebauten Weinbergs.
Die anschließende Auswertung dieser Praxisbeobachtung zeigte, dass während der eine Teil des Vergleichspaares von gut 18 % Stockausfall heimgesucht war, der gleiche Schaden in der Frostlage bei lediglich knapp 4 % rangierte. Erschwerend für die „Nicht-Frostanlage” kommt hinzu, dass dort bereits weitere 15,4 % neu aufgebaute Stöcke enthalten waren. Solche also, die nach Angaben des Winzers zuvor an Esca erkrankt waren und daraufhin bereits einer Stammrücknahme unterzogen worden waren.
Folgende Vermutung lag also nahe: Werden alle Reben durch Stammrücknahme verjüngt (Reset), kann man die Lebensdauer einer Anlage um viele Jahre erhöhen – ungeachtet dessen, ob die Rebstöcke Esca-Symptome zeigen oder nicht. Der Vorteil dieser Reset-Methode wäre, dass man das etablierte Wurzelwerk der Stöcke weiterhin nutzen kann, auch im Sinne einer positiven Weinqualität. Und die Lebensdauer des Weinbergs könnte deutlich verlängert werden.
Tastversuch zum Reset
Aufbauend auf diesen Erkenntnissen und Hypothesen wurden zunächst 356 Silvanerreben, die 24 Jahre alt waren, in einem Weinberg des Staatsweinguts in Oppenheim einem Reset unterzogen. Unberücksichtigt blieb dabei, ob an den Pflanzen Esca-Symptome vorhanden waren oder nicht. Es gab auch keine Frostschäden, die den Wiederaufbau von der Stammbasis her erforderlich gemacht hätten. Die Stämme wurden im April 2014 knapp über der Veredlungsstelle eingekürzt.
Daraufhin zeigten insgesamt 51 % der Versuchsobjekte Misserfolg, wohingegen 49 % wieder austrieben. In den Stämmen ohne Wiederergrünen fanden sich in anschließenden Untersuchungen intakte, saftführende Leitbahnen. Aus unerklärlichen Gründen hatten jedoch keine Triebentwicklung und keine Aktivierung schlafender Knospen stattgefunden.
Dass auch vermeintlich gesunde Reben ohne Austrieb bleiben, rückt die Frage in den Vordergrund, was den Austrieb an der Stammbasis zu fördern vermag. Um Antworten hierauf zu finden, wurde 2018 ein Versuch mit dem Wirkstoff Cyanamid im Handelsprodukt „Dormex” in das Vorhaben einbezogen.
Natürlicher Wirkstoff
Rebstock aus der ersten Versuchsreihe – neun Jahre nach dem neuen Stammaufbau durch Reset
Cyanamid
ist ein sekundärer Pflanzenstoff, der in der Natur in der Zottelwicke vorkommt – deren Anbauumfang in der EU beträgt rund 200.000 ha. In großtechnischen Verfahren wird die naturidentische Variante aus Kalkstickstoff hergestellt.
Damit wird beispielsweise auch ein Medikament gegen chronischen Alkoholismus hergestellt. Der Wirkstoff ist außerdem ein Biozid gegen Schweinedurchfall (Dysenterie) und Fliegenlarven. Im Weinbau findet der Wirkstoff über das Produkt „Dormex” Anwendung, das 50 % Cyanamid enthält.
Dormex soll den Knospenaustrieb bei zu wenig Winterkälte stimulieren. Sein Einsatz beschränkt sich daher zumeist auf vergleichsweise warme oder sogar tropische Klimabereiche. Der Einsatzort sind die Bereiche, wo ein- und mehrjähriges Holz aufeinandertreffen, beispielsweise am Kordonarm.
Dabei wird das Produkt in aller Regel in einem Konzentrationsbereich zwischen drei und fünf, maximal acht Prozent (bezogen auf Dormex) ausgebracht und gegebenenfalls zusammen mit einem Netzmittel eingesetzt. Genauso wichtig wie das tropfnasse Spritzen ist es, das Mittel nicht bei stressleidenden Pflanzen anzuwenden, da dies die Reben zu sehr belastet.
Uniformer Austrieb
Der Einsatzzeitpunkt im Weinbau liegt vier bis fünf Wochen vor dem Austrieb. Idealerweise sollte nach der Applikation die Temperatur langsam ansteigen, das heißt, die Reben sollten nach dem Besprühen gute Wachstumsbedingungen vorfinden. In warmen Ländern wird oft kurz vor der Applikation Wasser zur besseren Durchtränkung gespritzt. Durch die Anwendung wird die Weinrebe eingestimmt auf einen maximal uniformen Austrieb. Das bewirkt nicht nur das „Aufwecken” schlafender Knospen, sondern auch einen gleichmäßigen Austrieb. Unter Umständen wird dieser auch verfrüht.
Dormex wird aber auch in anderen landwirtschaftlichen Kulturen, wie beispielsweise bei der Stockverjüngung von bis zu 100 Jahre alten Teebüschen, eingesetzt. Genau dieser Anwendungsbereich sollte in den Versuchen genutzt werden. 
Tastversuch
Beim einem nicht repräsentativen Tastversuch im Jahr 2014 deuteten sich folgende Erkenntnisse an:
  • Die Wasserapplikation vor dem Dormexeinsatz schien dessen Wirkung zu steigern.
  • Eine spätere Behandlung, das heißt eher zwei bis drei statt vier bis fünf Wochen vor dem Austrieb, schien vorteilhaft zu sein.
  • Eine Konzentration von vier Prozent in der Brühe schien ausreichend zu sein.
  • Den Stammfuß vor der Behandlung zu schälen – also den Bast zu entfernen –, war nicht von Vorteil.
Aus diesen Erkenntnissen wurde in Zusammenarbeit mit der Herstellerfirma ein Versuchsplan für 2015 entwickelt, der zahlreiche Varianten hinsichtlich Anwendungstermin und -konzentration in einer Silvaner- und einer Riesling-Anlage umfasste.
Das Ergebnis der Versuche war negativ: Die Anwendung des Produkts Dormex konnte in jedweder Ausbringvariante keine Steigerung der Austriebsrate am Stammfuß bewirken. Auch die Applikation von Rapsöl auf die Bogrebe zum Entwicklungsstadium BBCH 1 blieb in dieser Hinsicht ohne Wirkung.
Das lässt zum einen vermuten, dass Dormex wirkungslos bleibt, wenn es auf vieljähriges Holz am Rebstamm appliziert wird. Zum anderen zeigte sich, dass sich an der Veredelungsstelle, an der appliziert worden war, bei älteren Weinbergen keine schlafenden Knospen mehr befinden.
Einfluss des Rebenalters
Dieses Ergebnis führt weiter zum Thema Stammaustriebe bei älteren Anlagen. Günstigerweise hat das Staatsweingut Oppenheim eine Silvaner-Anlage, die sich aus zwei Pflanzjahren, nämlich 1993 und 2007, zusammensetzt. Diese Anlage wurde in die Auswertung einbezogen. Dort konnte bei der Bonitur im Jahr 2015 eindrucksvoll der Rückgang der Triebfreudigkeit an der Stammbasis im älteren Weinbergsteil abgelesen werden.
Während in der acht Jahre alten Anlage der Anteil an Stöcken mit bodennahem Austrieb bei nahezu 100 % lag, betrug er im älteren Weinbergsteil mit 22 Jahren lediglich 7,1 %. Auch die durchschnittliche Triebzahl beim „Ausbrechlaub” bewegte sich beim älteren Teil auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau mit durchschnittlich 2,5 Trieben (Pflanzjahr 1993) zu 4,0 Trieben (Pflanzjahr 2007).
Starker Rückschnitt
Der frühzeitige Aufbau erkrankter Stöcke durch bodennahe Triebe hat sich bewährt.
In einem weiteren Versuch wurde der Einfluss eines Rückschnitts auf die Triebfreudigkeit an der Stammbasis ergründet – alles in ein- und zweijährigem Holz. Bei der Durchfüh-
rung dieses Vorhabens zeigte sich jedoch schnell, dass die aufzuheftenden Wasserschosse von recht glasiger Konsistenz waren. Deshalb brachen die Wasserschosse nicht nur beim Aufheften leicht ab, sondern wurden auch durch Windbruch reduziert.
Vor diesem Hintergrund eignete sich neben dem anfänglich händischen Aufbinden der Stammfuß-Triebe ein feststehendes Heftsystem ohne bewegliche Drähte. Letzteres steigerte sogar den Triebbruch durch das Heften. Ferner wurde als Problem ein fast ausufernder, buschiger Wuchs ungleich langer Triebe aus dem Stammkopf beobachtet.
Das machte die Arbeit langwierig und unübersichtlich, da man beim Einflechten der Triebe in die Laubwand wegen der Bruchgefahr sehr vorsichtig sein musste. Dennoch vermochte es dieser starke Rückschnitt bis auf den Stamm, den Austrieb an der Stammbasis von betriebsüblich 45 auf 62 % zu steigern. Um die Rate von 62 % Austrieb zu erreichen, ist jedoch großes Geschick erforderlich. Ferner war ein Schutz der jungen Triebe vor Wildverbiss erforderlich.
Innenleben kranker Stämme
Die Menge und Anschnitteignung von bodennahen Stammaustrieben geht mit fortschreitendem Rebenalter deutlich zurück und hängt auch von der Rebsorte ab. Zu sehen ist Silvaner, Nierstein. Links: Pflanzjahr 2007, rechts 1993.
Die qualitative Bewertung, also die Frage, wie viele Triebe für einen Anschnitt tatsächlich geeignet sind, zeigte indes ein leicht verändertes Bild. So lieferten 59 % der Stöcke mit starkem Rückschnitt eine ausreichend lange und ausgereifte Bogrebe zum Anschnitt für das Folgejahr. Bei der betriebsüblichen Variante hingegen waren es nur 13 %.
Zur Lokalisation von Esca-Symptomen im Rebstamm wurden im Januar 2016 bei einem zur Rodung anstehenden Weinberg der Lage Mainz-Laubenheimer Edelmann 32-jährige Reben der Sorte Silvaner auf SO4 entnommen. Diese waren in der Vegetationsperiode zuvor entweder als chronisch (47 Stück) oder als akut kranke (26 Stück) Exemplare markiert worden. Da es sich um eine Vermehrungsanlage mit damit einhergehenden jährlichen Besichtigungsterminen handelte, kann davon ausgegangen werden, dass sich die Fraktion der gesunden Stöcke (49 Stück) auch über Jahre hinweg gesund gezeigt hatte.
Die Reben wurden, beginnend am Stammkopf, an je vier Stellen im Abstand von rund 20 cm horizontal aufgesägt und auf Vermorschungen und Verbräunungen hin als In-Stamm-Symptome der Esca ausgewertet. Folgende Erkenntnisse konnten gewonnen werden:
Mit zunehmender Schwere der Krankheit nahm auch die Vermorschung im Rebstamm zu. Völlig gesund erscheinende, über Jahre hinweg vitale Stöcke hingegen zeigten im Inneren Symptome und waren in großen Teilen von verbräunten Bereichen durchzogen.
Offene Fragen
Viele Quellen belegen jedoch, dass für die Auflösung des Holzkörpers, also die Vermorschung, im Wesentlichen der holzabbauende Pilz Fomitiporia mediterranea (Mittelmeer-Feuerschwamm) verantwortlich ist. Diese Beobachtungen legen nahe, dass im Endstadium der Krankheit hauptsächlich der Mittelmeer-Feuerschwamm dominiert. Völlig gesunde Stöcke hingegen sind oft zu großen Teilen innen verbräunt und eher von anderen Pilzgattungen besiedelt. Das belegen auch laufende Arbeiten.
Folgende Fragen sind offen:
  • Warum sind die Vermorschung des Stamminneren und damit das vermeintliche Auftreten des Mittelmeer-Feuerschwamms so eng mit der Schwere der Krankheit verbunden?
  • Warum sind Rebstämme von mehrjährig symptomfreien Stöcken zwar oftmals von verbräunten Bereichen dominiert, zeigen sich aber dennoch völlig vital?
  • Weiterhin steht eine für das Thema „Reset”  positive Erkenntnis im Raum: Um die Veredelungsstelle herum zeigte sich das Innenleben der untersuchten Rebstämme weitgehend symptomfrei.
Auf Grundlage von 159 sanierten Stöcken wurde im Rahmen des Projekts eine Arbeitszeitstudie durchgeführt. Wenn der Lohnansatz 10,50 Euro pro Stunde beträgt, konnten hier unter Berücksichtigung der tatsächlichen Arbeitszeiten Kosten von 0,98 Euro pro Reset, also pro neu aufgebautem Rebstock, ermittelt werden.
Voraussetzungen für erfolgreiche Verjüngung
Die überlieferte Zwei- bis Drei-Schenkel-Methode: Eine Art Reben-Reset des Mittelalters. Aus: Der Rheinische Weinbau von Joh. Metzger, Heidelberg 1827.
Um die Vorteile von Weinbergen, die mit bodennahen Trieben neu aufgebaut werden, im Verfahren Neustart oder mit der Reset-Methode nutzen zu können, sind zunächst frische Austriebe an der Stammbasis der Reben erforderlich. Vieles deutet jedoch darauf hin, dass, je älter die Reben werden, immer weniger schlafende Knospen um die Veredelungsstelle herum vorhanden sind, selbst bei ansonsten an der Stammbasis triebfreudigen Sorten.
Auch die Applikation von Cyanamid vermochte in diesen Fällen nicht die Triebfreudigkeit zu steigern, wenngleich das beispielsweise im Bereich von Kordonarmen oder auch in anderen landwirtschaftlichen Kulturen möglich ist.
Ein Rückschnitt alles ein- und zweijährigen Holzes, also ein Rückschnitt bis auf den Rebstamm, vermochte die Menge der für den Anschnitt einer Fruchtrute geeigneten Stammaustriebe um rund 46 % zu steigern. Um also die nachgewiesenen Vorteile der Stammverjüngung – wie Esca-Bekämpfung und Vitalisierung der Rebstöcke – zu realisieren, sollte je nach Fall etwa um das 20. Standjahr der Anlage begonnen werden.
Im Vergleich zum Nachpflanzen einer Rebe, das etwa mit 6,00 bis 8,20 Euro zu Buche schlägt, erscheint diese Methode als betriebswirtschaftlich interessant, da pro neu aufgebautem Stock nach den vorliegenden Erkenntnissen nur 0,98 Euro aufgewendet werden müssen. Die vorliegenden Erkenntnisse legen außerdem nahe, tief absetzende Stockverjüngungen beim Rebschnitt in Betracht zu ziehen, auch wenn damit einmalig größere Sägeschnitte verbunden sind.