Nachrichten | 03. Dezember 2021

Ortenauer Querterrassen als Beispiel

Von der Redaktion / Benz
Bei einer Tagung des internationalen Terrassenforums ITLA am Mittelrhein ging es um die Steillagenterrassierung nach Ortenauer Vorbild, um das Forschungsprojekt „Bioquis” der Hochschule Geisenheim und um Landschaftspflege und Trockenmauerbau an der Lahn.
Bei der Tagung wurden interessante Erkenntnisse vor Ort verdeutlicht.
Wie wertvoll der seit über 30 Jahren betriebene Kleinterrassenbau in der Ortenau ist, zeigt der Sonderpreis im Biodiversitätswettbewerb „BW Blüht” des Landes Baden-Württemberg im Jahr 2020. Bei der Tagung ging es um die Planung und Bewirtschaftung und um arbeits- und betriebswirtschaftliche Vorteile. Auch neueste Möglichkeiten mit dem Terrassenvollernter und der Minimalschnitt im Spalier (MSS) in Terrassen wurden diskutiert.
Professorin Ilona Leyer von der Hochschule Geisenheim erläuterte das „Bioquis”-Forschungsprojekt – Förderung der Biodiversität durch Querterrassierung im Steillagenweinbau,  in Lorch beim Weingut Laquai. Sie und ihre Forschungsgruppe erforschen die Auswirkungen der Art und Weise, wie Querterrassen bewirtschaftet werden. Böschungen bieten ein großes Potenzial für den Naturschutz. 
Im Rahmen einer Flurneuordnung mit vielen Auflagen und Ausgleichsflächen verwirklicht Weingutsbesitzer Gilbert Laquai seine Zukunftssicherung. Am Anfang stand die Rekultivierung von schon lange aufgegebenen Weinlagen, gefolgt von der Erforschung der Biodiversität und wie die verschiedenen Einsaaten sich an Böschungen auswirken. Bioquis erforscht auch, wie oft gemäht oder gemulcht werden soll und welche Einsaat wann die beste ist. Erste Beobachtungen belegen eine deutlich höhere Lebendigkeit und Vielfalt vor Ort. Gleichzeitig freut sich das Weingut über wirtschaftlicheren Weinbau.
Bau von Steinrebhäusern
Ein weiterer Programmpunkt war der Besuch bei den Lahnwinzern in Obernhof. Jahrzehntelange Brache, zum Teil schon Wald, wurde gerodet, um dort wieder Rebgelände anzulegen und für Biodiversität zu sorgen. Ein Tourismuskonzept mit einem Premiumwanderwegenetz ging damit einher. „Pionierwinzer” wie Helge Ehrmann nehmen sich dieser äußerst steilen Steinterrassenlagen an. Leider wurden die geforderten Ausgleichsflächen in Kleinstparzellierung der jeweiligen Rebfläche zugeordnet, da die Kommune dies nicht übernehmen wollte, hieß es. Es wurde diskutiert, wie lange dies funktionieren kann. Als Praxisübung wurde der Bau von Steinrebhäusern nach historischem Vorbild erklärt und gezeigt. Landschaftspflege und Trockenmauerbau waren zentrale Themen. Der Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal hatte für das vielfältige Programm der Tagung gesorgt.