Fachliches | 09. Januar 2020

Pino Magma Kaiserstuhl startet vielversprechend

Von Kolja Bitzenhofer, Leiter Marketing/Vertrieb, Staatsweingut Freiburg
Am 1. September 2019 haben 14 Weingüter und Winzergenossenschaften ihren Pino Magma Kaiserstuhl Wein eingeführt. Dieser Premierenjahrgang wird am 9. Februar 2020 in Oberrotweil präsentiert. Dem Start der Produkte ging eine intensive Planungs- und Gründungsphase voraus.
14 Premiere-Weine umfasst der erste Jahrgang des Pino Magma Kaiserstuhl.
Grundlage für die Idee von Pino Magma waren viele erfolgreiche geschützte geografische Ursprungsbezeichnungen aus der romanischen Weinwelt. Bei näherer Betrachtung der Erfolgsfaktoren war immer wieder auffällig, dass diese immer auf einer engen regionalen Herkunft beruhen. Darüber hinaus gibt es aber eine ganz klare geschmackliche Profilierung der Weine. Grundlage dieser Profilierung sind eindeutig definierte Produktionsbestimmungen.
Die Vorbilder
Vier erfolgreiche Beispiele waren Vorbild für die Überlegungen, um für den Kaiserstuhl einen neuen Markenwein zu schaffen. Dabei handelte es sich um Barolo und Lugana aus Italien und Chablis und Cremant d’Alsace aus Frankreich.
Barolo: Der sehr bekannte Rotwein aus dem Piemont darf nur zu 100 % aus der Rebsorte
 Nebbiolo gewonnen werden. Die Trauben dürfen nur aus den ausgewiesenen Gebieten der elf Gemeinden der DOCG stammen. Der Ertrag ist auf 80 kg/Ar gedeckelt, und von diesen dürfen nach der Reifezeit maximal 70 %, also 56 hl/ha, als Wein vermarktet werden.
Es gibt zwei Qualitätsstufen, den Barolo und den Barolo Risverva. Diese unterscheiden sich durch die Lagerzeit. Beim Barolo beträgt diese 38 Monate, davon mindestens 18 im Holzfass. Beim Barolo Riserva sind es 62 Monate, ebenfalls 18 im Holzfass. Darüber hinaus werden ein Mindestalkohol von 13 % Vol., ein Säuregehalt von mindestens 4,5 g/l und ein Trockenextrakt von mindestens 22 g/l vorgeschrieben. Wer diese sowie zahlreiche weitere Bedingungen erfüllt, kann Barolo verkaufen.
Lugana: Der Weißwein vom Gardasee muss zu mindestens 90 % aus der Hauptrebsorte Trebbiano die Soave gekeltert werden. Andere Rebsorten, die für den Anbau in der Region Venetien oder der Lombardei zugelassen sind, dürfen verschnitten werden. Es gibt drei verschiedene Qualitätsstufen für die trockenen Weine, die sich hauptsächlich durch die Lagerzeit unterscheiden.
Der Lugana darf ab dem 15. Januar des auf die Weinlese folgenden Jahres verkauft werden. Der Lugana Superiore benötigt eine Lagerzeit von mindestens zwölf Monaten, der Lugana Riserva sogar 24 Monate, davon sechs auf der Flasche. Die Alkoholgehalte müssen mindestens 11 % Vol. betragen bei  einem Trockenextrakt von 15 g/l, beim Superiore sind es 12 % Vol. und beim Riserva ebenfalls 12 % Vol. und 17 g/l Trockenextrakt. Dies Gesamtsäure muss immer mindestens 5 g/l betragen.
Chablis: Der bekannte französische Weißwein stammt aus dem nördlichsten Teil des Burgunds. Er ist schon seit dem 19. Jahrhundert sehr populär. In den 70er- und 80er-Jahren war er so etwas wie der Inbegriff für einen hochwertigen trockenen Weißwein. Als Rebsorte ist für die Erzeugung nur Chardonnay zugelassen, darüber hinaus ist ein maximaler Alkoholgehalt von 13,5 % vorgeschrieben sowie eine Stockzahl von 5500 pro Hektar.
Die sonstigen Anforderungen sind an die vier Qualitätsstufen gekoppelt. Diese sind Petit Chablis: ca. 1000 ha, max. 64 hl/ha, Chablis: ca. 3500 ha, max. 58 hl/ha , Premier Cru: ca. 800 ha, max. 54 hl/ha, Grand Cru: ca. 100 ha, max. 54 hl/ha. Die Einstufung der Lage ist ausschlaggebend für die Qualitätsstufe auf der Flasche.
Cremant d’Alsace: Der Schaumwein aus dem Elsass ist eine sehr junge geschützte Ursprungsbezeichnung, die erst am 24. August 1976 festgelegt wurde. In den etwas mehr als 40 Jahren hat sie sich aber sehr erfolgreich entwickelt, sodass inzwischen schon fast ein Viertel aller elsässischen Weine unter diesem Namen verkauft werden.
Der Schaumwein darf aus fünf verschiedenen Rebsorten als Cuvée oder sortenrein vinifiziert werden. Ein Auspressgrad von maximal 66 %, ein Ertrag von maximal 100 hl/ha und zwölf Monate Hefelager sowie traditionelle Flaschengärung sind  vorgeschrieben. Der Schaumwein darf weiß und als Rosé abgefüllt werden.
Auf Basis dieser vier Beispiele startete eine kleine Arbeitsgruppe in die Diskussion. Nach mehreren Runden und verschiedenen Vorschlägen kam man zu dem Entschluss, dass ein Cuvée aus Weißburgunder und Grauburgunder der geeignetste Wein wäre, um den Kaiserstuhl zu repräsentieren.
Die Kriterien für den Pino Magma Kaiserstuhl
Neben den Rebsorten wurden auch etliche weitere Produktionsbestimmungen festgeschrieben. So darf ein Pino Magma nur aus 100 Prozent der oben genannten Rebsorten und zu 100 Prozent auf Kaiserstühler Rebflächen produziert werden. Der Wein muss vom jeweiligen Betrieb als Erzeugerabfüllung in den Markt gebracht werden. Auch Alkoholgehalt und Restzucker sowie ein Zielertrag sind festgelegt. Es soll, ähnlich wie beim Barolo, zwei verschiedene Qualitätsstufen geben.
Zum einen den Pino Magma, der zum 1. September des auf den Herbst folgenden Jahres in den Verkauf gebracht werden darf und einen maximalen Alkoholgehalt von 13 % Vol. aufweisen darf. Außerdem einen Reserve, der nach 24 Monaten verkauft werden darf und maximal 13,5 % Vol. haben darf. Der Reserve muss zu 100 % im Holzfass ausgebaut sein, beim Pino Magma müssen 10 bis 20 % im Holzfass gelagert sein. Der maximale Restzucker für beide Varianten beträgt 4 g/l.
Mit diesen Kriterien soll der geschmackliche Korridor, in dem sich die Weine bewegen, definiert werden. Wichtig ist, dass die Weine ähnlich schmecken, aber nicht gleich, damit jeder Betrieb auch seinen eigenen Stil einbringen kann. Wenn ein Wein all diese Kriterien erfüllt, kann er zur Zulassungsverkostung Pino Magma Kaiserstuhl angemeldet werden. Bei dieser Verkostung muss der Wein in einer Blindverkostung von zwei Dritteln der Verkoster als gut genug und passend eingestuft werden. Nur dann erhält der Weinerzeuger die Erlaubnis für Pino Magma Kaiserstuhl.
Genossenschaft gegründet
Auch für die Etikettierung wurden Grundsätze erarbeitet. So ist die Verwendung der Wortmarke Pino Magma Kaiserstuhl auf dem Frontetikett mit Schriftgrößen definiert. Und auf dem Rückenetikett muss ein einheitliches Logo verwendet werden. Die Verwendung der individuellen Etiketten der Betriebe wurde wie bei den oben genannten Beispielen bewusst gewählt. Dadurch kann Pino Magma von der Strahlkraft der Marken der Einzelbetriebe profitieren. Somit kann jeder Betrieb eine auf die eigene Marke passende Gestaltung wählen.
Mit diesen Vorschlägen für den neu zu schaffenden Markenwein wurden alle Kaiserstühler Weinerzeuger zu zwei Veranstaltungen eingeladen. Auf diese Veranstaltungen folgte für alle Interessierten am 15. Februar 2019 eine Gründungsveranstaltung, in der die gemeinsame Genossenschaft Pino Magma eG gegründet wurde.
Die Pino Magma eG ist Eigentümer der Marke und vergibt dafür Lizenzen an Weinerzeuger. Diese Betriebe können sowohl Mitglieder der Genossenschaft sein als auch Lizenznehmer, die sich an die Regeln der Lizenzbedingungen halten.
Für das Rückenetikett wurde ein Element, bestehend aus Logo und Erklärtext, geschaffen, das von allen Betrieben zur Wiedererkennung eingesetzt wird.
Nach der Gründung war eine schnelle Umsetzung und Schaffung der Marke das erste Ziel. Die Marke Pino Magma war von der Winzergenossenschaft Bischoffingen schon eingetragen worden und konnte somit direkt genutzt werden. Was noch fehlte, waren ein Logo sowie der gesamte Markenauftritt.
Dieser wurde von der Agentur Münchrath aus Freiburg in mehreren Workshops mit den Mitgliedern erarbeitet und verfeinert. Neben dem Logo für die Firma wurde ein Element für das Rückenetikett – bestehend aus Logo und Erklärtext – geschaffen, das von allen Betrieben zur Wiedererkennung eingesetzt wird. Daneben wurden Flyer, Werbebanner und eine Homepage erstellt. Weiterhin wurden die ersten 14 Weine bei Zulassungsverkostungen geprüft und den Betrieben die Lizenz erteilt, bevor die Weine zum 1. September 2019 der Öffentlichkeit präsentiert wurden.
 
Präsentation des ersten Jahrgangs
Nach nun etwas mehr als vier Monaten am Markt sind die ersten Rückmeldungen sehr positiv und die ersten Weine sind ausverkauft. Dies sind gute Signale für die Zukunft der Marke Pino Magma Kaiserstuhl. Die 14 aktuellen Betriebe freuen sich, wenn im neuen Jahrgang noch mehr der Kaiserstühler Weingüter und Genossenschaften an dem Gemeinschaftsprojekt teilnehmen, ob als Mitglied oder Lizenznehmer. Das langfristige Ziel ist, dass möglichst viele Betriebe des Kaiserstuhls einen Pino Magma oder einen Pino Magma Reserve herstellen. Die Marke soll in 40 Jahren ähnlich erfolgreich sein wie der Cremant im Elsass oder eines der anderen drei  Vorbilder.
Wie gut dies schon im ersten Jahrgang gelungen ist, kann man bei der Präsentation der ersten 14 Premiere-Weine verkosten. Diese findet am 9. Februar 2020 von 14 bis 18 Uhr im Herzen des Kaiserstuhls statt. Veranstaltungsort ist das Atrium der Wilhelm-Hildenbrand-Schule, Eisenbahnstraße 12 in Oberrotweil. Weitere Infos sind unter www.pinomagma.de zu finden.