Fachliches | 24. Januar 2024

Resistente Sorten nehmen Fahrt auf

Von Petra Littner
An der großen Zahl an Teilnehmenden, die zum ersten Internationalen Piwi-Symposium nach Freiburg-Merzhausen gekommen waren, ließ sich das Interesse an Informationen wie auch am fachlichen Austausch unschwer erkennen.
Bis auf den letzten Platz füllten aufmerksame Zuhörer den Publikumsbereich. Auf der Bühne referierten Experten aus verschiedenen Ländern zum Thema Piwis.
Das Aufgebot an Experten war beeindruckend: Aus ganz Deutschland sowie aus der Schweiz, Italien, Dänemark, Ungarn, Japan und den USA waren Fachleute zu der Tagung rund um das Thema pilzwiderstandsfähige Reben angereist. Auf dem zweitägigen Programm standen Vorträge zu den Schwerpunktbereichen Züchtung, Weinbau, Önologie und Markt. Daneben boten viele Pausen den Gästen reichlich Gelegenheit für Gespräche und den fachlichen Austausch. Ein gelungenes Konzept, wie dem Organisationsteam aus den Reihen des Staatlichen Weinbauinstituts (WBI) Freiburg seitens der Teilnehmenden bestätigt wurde. Allen voran zeichnete Matthias Ristel als Verantwortlicher des WBI-Projekts „Steigerung des ökologischen Weinbaus für die zukünftige Etablierung pilzwiderstandsfähiger Rebsorten” für die Planung und Organisation verantwortlich.
Piwis sind im Gespräch
Veranstaltungsort war das Forum Merzhausen, wo die Zuhörer in englischer und in deutscher Sprache simultan durch die Vorträge geleitet wurden. „Piwis sind im Gespräch”, beschrieb Dr. Bettina Frank-Renz, Direktorin des WBI, in ihrer Begrüßung das steigende Interesse an pilzwiderstandsfähigen Rebsorten. Die Rolle der Wissenschaft sei es, Lösungsansätze zu entwickeln. Das Weinbauinstitut blicke hierbei auf Züchtungserfahrungen seit 1930 und beschäftige sich kontinuierlich mit der Anpassung  der Reben an klimatische Veränderungen und im Umgang mit Krankheiten. Mit 14 eigenen Keltertraubensorten zähle das WBI in Freiburg zu den führenden Forschungseinrichtungen in der Rebenzüchtung. Ein Beispiel dafür sei der inzwischen international gefragte Souvignier Gris. Im Rahmen des zweitägigen Symposiums bestehe nun die Gelegenheit, sich mit Expertinnen und Experten  über die neuesten Entwicklungen und Forschungsergebnisse im Bereich der Piwis auszutauschen.
Impulse dafür lieferte sogleich Volker Freytag aus Neustadt an der Weinstraße. Neben der Vorstellung seiner gleichnamigen Rebschule erläuterte er die Kooperation eines privaten  Züchtungsprogramms zwischen Deutschland und der Schweiz, das seit den 1990er-Jahren resistente Kreuzungen erforscht. Paulin Köpfer, Vorsitzender des Biowinzervereins Ecovin Baden, schilderte zudem den Weinbau mit Piwis als zukunftsfähiges Gesamtkonzept.
Piwis in Italien und Ungarn
Marco Stefanini wiederum beschäftigt sich bei der Fondazione Edmund March im italienischen Trentino mit der Züchtung und dem Anbau robuster Rebsorten. Dazu ergänzend referierte sein Kollege Tomas Roman Villegas  über Sektprodukte mit Piwi-Sorten. Des Weiteren berichteten Dr. Peter Teszlak von der Universität Pecs in Ungarn über Herausforderungen bei der Kombination von Schwarzfäule- und Mehltauresistenzen sowie Dr. Stefan Schumacher (WBI) über die Anpassung von Prognosemodellen und des Pflanzenschutzes an Piwi-Reben. Auf eine spannende Entwicklung in der Analytik und der Anpassung der entsprechenden Kellerpraxis blickte Fabio Fehrenbach, der im WBI unter der Leitung von Professor Ramon Heidinger (Oenologie, Mikrobiologie) für den Ausbau der Weine im Versuchskeller des Staatsweinguts verantwortlich zeichnet.   
Vermarktung
Die Piwi-Probe lieferte Impulse für angeregte Gespräche.
Am zweiten Tag der Veranstaltung stand das Thema Vermarktung im Mittelpunkt. Dazu führte Staatssekretärin Sabine Kurtz vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) zunächst die  Rahmenbedingungen zur Entwicklung und zum Anbau von Piwi-Sorten auf. Das Internationale Piwi-Symposium konnte nicht zuletzt mit Unterstützung des MLR durchgeführt werden.
Dr. Eva Vollmer, die bei Mainz ein Weingut betreibt und Mitbegründerin der Initiative „Zukunftsweine” ist, schilderte sodann, wie sich Piwis erfolgreich vermarkten lassen. Mit dem Projekt „Tamino” stellte Bastian Krüger den gelungenen Start der Rotwein-Cuvée aus Piwi-Rebsorten vor, die mit Begleitung durch das WBI von Weinproduzenten aus Baden und aus Württemberg entwickelt wurde. Kolja Bitzenhofer, Leiter des Staatsweinguts Freiburg, fügte dem Bericht seine Erfahrungen aus der Praxis hinzu und moderierte die anschließende rege Diskussionsrunde.
Die Verabschiedung der Gäste hatte Ernst Weinmann (WBI, Referat Weinbau und Resistenzenzüchtung) übernommen.  Zusammenfassend erwähnte er auch die Verkostung von Piwi-Weinen und Sekten, die den Teilnehmenden beim abendlichen Beisammensein ergiebigen Gesprächsstoff geliefert hatte. Besonderes Lob zollten die Gäste dem legeren Veranstaltungsformat und dem breiten Themenspektrum.