Nach Schätzungen des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes (BWGV) werden Badens
Winzergenossenschaften 2021 rund 25 Prozent weniger Wein einbringen als im Jahr zuvor. Der BWGV
bilanzierte für die Winzer ein herausforderndes Jahr.
BWGV-Präsident Dr. Roman Glaser (rechts) dankte in Oberkirch dem scheidenden Geschäftsführenden Vorstand Markus Ell für sein erfolgreiches Engagement in der genossenschaftlichen Weinwirtschaft Badens. Ell wird nach 15 Jahren bei den Oberkircher Winzern zum
1. März nächsten Jahres Geschäftsführer und Mitgesellschafter des Weinhandelsunternehmens C.A. Warren.
Frostschäden zu Ostern und pilzfördernde Nässeperioden hielten Badens Winzer dieses Jahr extrem auf Trab bei Pflegearbeiten und beim Pflanzenschutz. Als „nervenzehrend und so noch nicht erlebt” bezeichnete Franz Männle, Vorstandsvorsitzender der Oberkircher Winzer eG, das Vegetationsjahr 2021 für die Winzer. Männle und Markus Ell, Geschäftsführender Vorstand der Genossenschaft, waren am 27. September Gastgeber des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes (BWGV) für seine Pressekonferenz zum Weinherbst Baden 2021.
Trotz aller Anstrengungen werden die badischen Winzer erhebliche Mengeneinbußen erleiden. Wie BWGV-Präsident Dr. Roman Glaser in Oberkirch mitteilte, dürfte nach Schätzungen – Stand 27. September – die Lesemenge der 70 Winzergenossenschaften in Baden bei 63 Millionen (Mio.) Litern liegen.
Im Vorjahr haben die badischen Genossenschaften noch 85,4 Mio. Liter in die Keller eingebracht. Der Ertrag 2021 könnte Glaser zufolge bei 62 Hektolitern je Hektar Rebfläche liegen (2020: 83,6 hl/ha), was rund 25 Prozent weniger als im Vorjahr wären. Wenigstens bei der Qualität konnte Glaser gute Nachrichten verkünden: „Wir erwarten alles in allem sehr gute Weine.”
Gesucht: Antworten auf schwelende Fragen
Angesichts der
Herausforderungen des Klimawandels, die sich in diesem Jahr exemplarisch
zeigen, erwartet Roman Glaser Antworten der Politik auf „schwelende
Fragen für den Berufsstand in Deutschland”. Dazu zählen für ihn die
Möglichkeit steuerfreier Rücklagen der Betriebe für das Risikomanagement
und bezahlbare Mehrgefahrenversicherungen. Glaser lobte hierbei das
Engagement des Landes Baden-Württemberg mit dem Pilotprojekt einer
geförderten Mehrgefahrenversicherung. Die Landwirtschaft und die
gesamte Wirtschaft erwarten angesichts der anstehenden Aufgaben, so
Glaser abschließend, dass sich die neue Bundesregierung recht schnell
findet.
Absatz und Umsatz im Rückwärtsgang
Der Absatz der badischen Winzergenossenschaften verringerte sich nach Angaben des BWGV im ersten Halbjahr 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,7 Millionen (Mio.) auf 42,7 Mio. Liter Wein und Sekt (minus 1,6 Prozent). Der Umsatz ging im gleichen Zeitraum um 2,8 Mio. Euro auf 121,2 Mio. Euro (minus 2,2 Prozent) zurück. Hauptgrund dieser Entwicklung waren laut dem Genossenschaftsverband die zum Teil massiven Auswirkungen der Corona-Pandemie. Genossenschaften, die vor allem den Lebensmittel-Einzelhandel beliefern, hatten demnach kaum oder gar nicht mit Rückgängen zu kämpfen. Betriebe, die auf die Gastronomie ausgerichtet sind, wurden dagegen teilweise hart getroffen. „Da weiterhin viele Veranstaltungen und Feste wegen Corona ausfallen, dürfte auch das zweite Halbjahr noch von Corona geprägt sein”, so der BWGV.
Im Gesamtjahr 2020 haben die badischen Winzergenossenschaften laut der Bilanz des BWGV 84,2 Mio. Liter Wein und Sekt verkauft (minus 2,6 Mio. Liter beziehungsweise 3,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Der Umsatz sank um 5,4 Mio. Euro (2,1 Prozent) auf 249,7 Millionen Euro.
In Baden arbeiten 70 Winzergenossenschaften, darunter 31, die ihre Weine selbst ausbauen. Die Zahl der Mitarbeiter liegt bei 963. Die genossenschaftliche Rebfläche in Baden ist 2020 um acht Hektar auf 10209Hektar gestiegen. Dies entspricht etwa 65 Prozent der Gesamtrebfläche Badens. BWGV-Präsident Dr. Roman Glaser rechnet damit, dass dieser Wert in den kommenden Jahren stabil bleibt. 2020 gab es keine Fusionen. 2021 bahnt sich ebenfalls kein Zusammenschluss in Baden an, berichtet Glaser.