Fachliches | 01. Dezember 2022

Querterrassierung für Steillagen

Von Alina-Louise Kramer
Statements im Rahmen der Abschlussveranstaltung des von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Projekts BioQuiS.
Weinbau in Steillagen
Welche Vorteile haben Winzer von Querterrassierung, wie profitiert die Natur davon, welche ökonomischen Auswirkungen hat eine hangparallele Zeilenanlage und wie sieht die Zukunft der Steillagen aus? Forscher der Hochschule Geisenheim stellten Anfang September gemeinsam mit ihren Praxispartnern die Ergebnisse des Projekts BioQuiS vor.
„Die vereinfachte Bewirtschaftung durch hangparallele Gassen ist ein großer Vorteil, der sich betriebswirtschaftlich rechnen kann”, betonte Manfred Stoll, Professor für allgemeinen Weinbau der Hochschule Geisenheim. Das Projektteam zeigte die Vorteile moderner Terrassenweinberge auf: Sehr eindrücklich sei der stark verbesserte Erosionsschutz, auch angesichts von Extremregenereignissen, so Stoll.
Bemerkenswerte Unterschiede zwischen Querterrassen- und Falllinien-Anlagen mit Blick auf deren Mikroklima, Beereninhaltsstoffe und die Beerengesundheit konnte Doktorand Timo Strack in seinen Untersuchungen feststellen. Beispielsweise sei die Sonnenbrandgefahr für Beeren in querterrassierten Anlagen deutlich geringer.
Praxisberichte
Ergänzend zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen teilten die drei Praxispartner des Projekts, die Hessischen Staatsweingüter mit der Domäne Assmannshausen, die Weingüter Laquai aus Lorch und Ratzenberger aus Bacharach, ihre Erfahrungen.
Gilbert Laquai, der als erster Winzer im Mittelrheintal schon 2008 großflächig Terrassenweinberge angelegt hatte, gab konkrete Empfehlungen zur Planung und Umsetzung und erläuterte, unter welchen Bedingungen es sich lohne. Staatliche Förderung und die Einbindung in Flurbereinigungsverfahren seien dabei wichtige Eckpunkte, zu denen Experten des Hessischen Landesamtes für Bodenmanagement und
des Dezernats Weinbau des RP Darmstadt Auskunft gaben.
Für den Erhalt und die Entwicklung der Biodiversität böten Querterrassen große Potenziale, so das Projektteam. Die mit heimischer Vegetation begrünten und fachgerecht gepflegten Böschungen bildeten großflächig wertvolle Lebensräume, beispielsweise für Insekten. „Besonders bewährt hat sich regionales Saatgut, das als Nassansaat auf die Böschungen aufgebracht wird”, so Doktorandin Vera Wersebeckmann.
Intensiv wurde über das Thema Wasser diskutiert. Einig waren sich die Teilnehmer, dass der Trockenstress durch die zunehmend heißen und trockenen Sommer die größte zukünftige Herausforderung im Steillagenweinbau darstellen wird – unabhängig von der Anlageart. Ein weiterer Diskussionspunkt: Der im Vergleich zu den Flachlagen größere Aufwand bei der Bewirtschaftung spiegele sich nicht im Verkaufserlös wider. Ob hier durch Sensibilisierung der Verbraucher im Hinblick auf Ressourcenschutz und Biodiversität sowie ein besseres Marketing Abhilfe geschaffen werden kann, wurde kontrovers diskutiert.    
Um den regionalen Weinbau und die von ihm geprägte Kulturlandschaft zukunftsfähig zu gestalten, werde man mit den Akteuren des Weinbaus, der Kommunen und des Naturschutzes auch nach dem Projekt im Dialog bleiben, betonen Ilona Leyer und Manfred Stoll unisono.