Deutsche Winzergenossenschaften und Weingüter – wie steht es um das Image aus Konsumentensicht? Natalie Henninger hat zu der Frage Ergebnisse aus einer Umfrage erhalten.
Der heutige Wettbewerb ist auf vielen Märkten dominiert von steigendem Konkurrenzdruck sowie von einer enormen Informations- und Reizüberflutung für den Verbraucher. Der Weinmarkt stellt dabei keine Ausnahme dar. Das Weinangebot ist vielfältig, die Austauschbarkeit immens. Um sich als Erzeuger am Markt behaupten zu können, ist eine klare Differenzierung notwendig.
In diesem Zusammenhang kommt dem Image eines Unternehmens eine entscheidende Rolle zu. Denn Image schafft eine individuelle Abgrenzung und eröffnet dem Unternehmen möglicherweise Wettbewerbsvorteile. Umso verwunderlicher ist es, dass sich viele Betriebe in der Praxis trotz der Relevanz eher zurückhaltend mit dem Themenbereich „Image” beschäftigen.
Das gilt insbesondere auch für die Weinbranche – obwohl das Image deutscher Winzergenossenschaften und Weingüter allgegenwärtig diskutiert wird. Meist werden diese Diskussionen allerdings aus dem Bauchgefühl heraus geführt, Argumente können nicht fundiert begründet werden.
Wonach wird unteschieden?
Wie steht es tatsächlich um das Image von
deutschen Weinerzeugern und wie unterscheidet sich das Image von
Winzergenossenschaften und Weingütern aus Sicht der Konsumenten? Mit
dieser Frage beschäftigte sich Natalie Henninger in ihrer Masterarbeit
im Rahmen des Studiums „Internationales Weinmarketing” an der FH
Burgenland. „Spannend!”, „Interessante Sache!”, „Da hast du dir aber ein
heißes Eisen als Thema ausgesucht!”, solche Kommentare bekam Henninger
zu Beginn ihrer Forschungsarbeit zu hören.
Das habe sie sehr motiviert
und in der Themenauswahl bestärkt, erklärt die 28-Jährige. Um eine
Antwort auf die zentrale Frage zu erhalten, legte sie den Fokus auf das
Thema Unternehmensimage. Es ist als Fremdbild eines Unternehmens zu
verstehen, das sich ein Außenstehender aus seinen Eindrücken macht.
Henninger konzipierte eine Online-Umfrage: Welche Einstellung haben
Konsumenten zu deutschen Winzergenossenschaften und Weingütern,
beziehungsweise welches Image verbinden sie mit den Unternehmensformen?
560 Probanden nahmen teil. Die Auswertung ergab zum Beispiel, dass die
Befragten zu deutschen Winzergenossenschaften und Weingütern grundsätzlich positiv eingestellt sind und „Wein” mit Qualität
verbinden. Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass sie das Image der
Weingüter besser einstufen als das von Winzergenossenschaften,
insbesondere in den Punkten „Zeitgemäßheit” und „Beliebtheit”.
Meinungsbild erkennbar
Gemäß
Umfrage haben genossenschaftliche Betriebe gegenüber Weingütern
hingegen bei der Preisgestaltung einen Vorteil und können beim
Preis-Leistungs-Verhältnis sowie bei der Sortimentsvielfalt punkten. Des
Weiteren konnte ermittelt werden, dass Konsumenten, die viel Geld für
Wein ausgeben, das Image von deutschen Winzergenossenschaften anders
bewerten als Verbraucher mit einer geringeren Investitionsbereitschaft
bei Wein. Ebenfalls unterschiedlich bewerteten verschiedene
Generationen.
Obwohl die Ergebnisse nicht
repräsentativ sind, lassen sich daraus ein Meinungsbild und gewisse
Tendenzen ableiten und sie können beispielsweise
Marketingorganisationen im Bereich „Wein” bei der Entwicklung gezielter
Kommunikationsbotschaften und -maßnahmen dienen. Weinerzeuger wiederum
können die Erkenntnisse als Grundlage nutzen, um Imageeigenschaften des
eigenen Betriebs zu identifizieren, die es zu optimieren gilt. Denn eine
bewusste Imageverbesserung kann langfristig positive Auswirkungen auf
das Vertrauen, die Zufriedenheit und die Ausgabebereitschaft der Konsumenten nach sich ziehen.
Gerade in Zeiten, in denen deutsche
Weinerzeuger mit einer hohen Quote importierter Weine konfrontiert sind,
reichen gute Qualitäten für das Bestehen am Markt nicht mehr aus. Zudem
hinterlässt der demografische Wandel in der Gesellschaft seine Spuren,
was für deutsche Weinerzeuger Grund sein sollte, sich ernsthaft mit
ihrem Image zu beschäftigen und ruhendes Potenzial auszuschöpfen. Die
Konkurrenz schläft nicht.