Nachrichten | 10. April 2019

Ringen um die Gunst der Verbraucher

Von red/Henninger
Deutsche Winzergenossenschaften und Weingüter – wie steht es um das Image aus Konsumentensicht? Natalie Henninger hat zu der Frage Ergebnisse aus einer Umfrage erhalten.
Natalie Henninger
Der heutige Wettbewerb ist auf vielen Märkten dominiert von steigendem Konkurrenzdruck sowie von einer enormen Informations- und Reizüberflutung für den Verbraucher. Der Weinmarkt stellt dabei keine Ausnahme dar. Das Weinangebot ist vielfältig, die Austauschbarkeit immens. Um sich als Erzeuger am Markt behaupten zu können, ist eine klare Differenzierung notwendig.
In diesem Zusammenhang kommt dem Image eines Unternehmens eine entscheidende Rolle zu. Denn Image schafft eine individuelle Abgrenzung und eröffnet dem Unternehmen möglicherweise Wettbewerbsvorteile. Umso verwunderlicher ist es, dass sich viele Betriebe in der Praxis trotz der Relevanz eher zurückhaltend mit dem Themenbereich „Image” beschäftigen.
Das gilt insbesondere auch für die Weinbranche –  obwohl das Image deutscher Winzergenossenschaften und Weingüter allgegenwärtig diskutiert wird. Meist werden diese Diskussionen allerdings aus dem Bauchgefühl heraus geführt, Argumente können nicht fundiert begründet werden.
Wonach wird unteschieden?
Wie steht es tatsächlich um das Image von deutschen Weinerzeugern und wie unterscheidet sich das Image von Winzergenossenschaften und Weingütern aus Sicht der Konsumenten? Mit dieser Frage beschäftigte sich Natalie Henninger in ihrer Masterarbeit im Rahmen des Studiums „Internationales Weinmarketing” an der FH Burgenland. „Spannend!”, „Interessante Sache!”, „Da hast du dir aber ein heißes Eisen als Thema ausgesucht!”, solche Kommentare bekam Henninger zu Beginn ihrer Forschungsarbeit  zu hören.
Das habe sie sehr motiviert und in der Themenauswahl bestärkt, erklärt die 28-Jährige. Um eine Antwort auf die zentrale Frage zu erhalten, legte sie den Fokus auf das Thema Unternehmensimage. Es ist als Fremdbild eines Unternehmens zu verstehen, das sich ein Außenstehender aus seinen Eindrücken macht.
Henninger konzipierte eine Online-Umfrage: Welche Einstellung haben Konsumenten zu deutschen Winzergenossenschaften und Weingütern, beziehungsweise welches Image verbinden sie mit den Unternehmensformen? 560 Probanden nahmen teil. Die Auswertung ergab zum Beispiel, dass die Befragten zu deutschen Winzergenossenschaften und Weingütern grundsätzlich positiv eingestellt sind und  „Wein” mit Qualität verbinden. Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass sie das Image der Weingüter besser einstufen als das von Winzergenossenschaften, insbesondere in den Punkten „Zeitgemäßheit” und „Beliebtheit”.
Meinungsbild erkennbar
Gemäß Umfrage haben genossenschaftliche Betriebe gegenüber Weingütern hingegen bei der Preisgestaltung einen Vorteil und können beim Preis-Leistungs-Verhältnis sowie bei der Sortimentsvielfalt punkten. Des Weiteren konnte ermittelt werden, dass Konsumenten, die  viel Geld für Wein ausgeben, das Image von deutschen Winzergenossenschaften anders bewerten als Verbraucher mit einer geringeren Investitionsbereitschaft bei Wein. Ebenfalls unterschiedlich bewerteten verschiedene Generationen.
Obwohl die Ergebnisse nicht repräsentativ sind, lassen sich daraus ein Meinungsbild und gewisse Tendenzen ableiten und sie können beispielsweise Marketingorganisationen im Bereich „Wein” bei der Entwicklung gezielter Kommunikationsbotschaften und -maßnahmen dienen. Weinerzeuger wiederum können die Erkenntnisse als Grundlage nutzen, um Imageeigenschaften des eigenen Betriebs zu identifizieren, die es zu optimieren gilt. Denn eine bewusste Imageverbesserung kann langfristig positive Auswirkungen auf das Vertrauen, die Zufriedenheit und die Ausgabebereitschaft der  Konsumenten nach sich ziehen.
Gerade in Zeiten, in denen deutsche Weinerzeuger mit einer hohen Quote importierter Weine konfrontiert sind, reichen gute Qualitäten für das Bestehen am Markt nicht mehr aus. Zudem hinterlässt der demografische Wandel in der Gesellschaft seine Spuren, was für  deutsche Weinerzeuger Grund sein sollte, sich ernsthaft mit ihrem Image zu beschäftigen und ruhendes Potenzial auszuschöpfen. Die Konkurrenz schläft nicht.