Der Geschäftsführer der Bezirkskellerei Markgräflerland, Gerhard Rüdlin, wurde nach 45 Jahren in den Ruhestand verabschiedet und erhielt hohe Verbandsehrungen.
Präsident Roman Glaser zeichnete Gerhard Rüdlin mit der Goldenen Ehrennadel des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands aus.
Es war ein Abschiedsfest mit heiteren, manchmal nachdenklichen, aber auch persönlichen und emotionalen Momenten. Über 1200 Gäste füllten das in den badischen Farben gelb und rot geschmückte Zelt auf dem Winzerfestplatz in Efringen-Kirchen. Winzer, Geschäftspartner, Weggefährten, Mitarbeiter und auch Vertreter örtlicher Weingüter waren gekommen, um gemeinsam mit dem scheidenden Geschäftsführer gebührend zu feiern.
„Eine Ära in der Geschichte der Bezirkskellerei geht zu Ende”, betonte der Vorstandsvorsitzende Ulrich Höferlin. Er müsse vor dem Verwaltungsrat, der „damals nicht auf Rosen gebetteten Bezirkskellerei” den Hut ziehen. Dieser habe 1971 die Geschäfte einem 23-jährigen Jüngling anvertraut. Höferlin lobte Rüdlins Mut, Tatendrang, Ideenreichtum und Zuversicht. Diese Worte ergänzte der Aufsichtsratsvorsitzende Hansjörg Lang mit dem Dank „für eine unbeschreibliche Leistung”. Mit der Wahl von Rüdlins Sohn Hagen habe der Verwaltungsrat eine gute Entscheidung getroffen, so Lang.
Verbandsehrungen
Seitens der Verbände erhielt Gerhard Rüdlin hohe
Ehrungen: Roman Glaser, Präsident des baden-württembergischen
Genossenschaftsverbands, nannte Rüdlin ein „genossenschaftliches
Urgestein”. Als Verantwortlicher habe er in vielen Bereichen Maßstäbe
gesetzt und die Bezirkskellerei im genossenschaftlichen Sinne
weiterentwickelt und in einem immer komplexer werdenden Weinmarkt stets
neu justiert. Glaser überreichte Rüdlin die Ehrennadel in Gold mit
Urkunde des Genossenschaftsverbands. Kilian Schneider, Präsident des
Badischen Weinbauverbands, heftete ihm die Goldene Ehrennadel, die
höchste Auszeichnung seines Verbands, ans Revers. Schneider bezeichnete
die Bezirkskellerei Markgräflerland als Vorzeigebetrieb. „Modern,
leistungsfähig, kostengünstig, gut im Markt; das Wohl der Winzer ist Ihr
Herzensanliegen”, sagte Schneider. Darüber hinaus seien Rüdlin auch die
Belange des gesamten Anbaugebiets ein großes Anliegen gewesen. Die
Mitarbeit in vielen Gremien als Bereichsvorsitzender, als Vizepräsident
im Weinbauverband sowie in der badischen Weinwerbung gehörten demnach
für ihn dazu. Auch, dass seine Entscheidungen nicht immer
ausschließlich Begeisterung auslösten.
Würdigungen
Kilian Schneider ehrte Rüdlin im Namen des Badischen Weinbauverbands.
Bürgermeister
Philipp Schmid dankte Rüdlin vor allem für die Sicherung von
Arbeitsplätzen und dessen kommunalpolitisches Engagement als
Bürgermeister-Stellvertreter in Efringen-Kirchen. Des Weiteren würdigten
langjährige Wegbegleiter Rüdlins Lebenswerk. So sei aus einer über
40-jährigen Lieferanten-Kunden-Beziehung eine Freundschaft entstanden,
schilderte Jörg Hieber, Senior-Chef der gleichnamigen Einkaufsmärkte.
Gemeinsam sei ihnen das Streben, dem badischen Wein zu mehr Bedeutung zu
verhelfen. Für die Markgräfler Geschäftsführer-Kollegen sprach
Thomas Basler aus Auggen. Rüdlin habe stets schlagkräftige Argumente
gehabt. Legendär seien die emotionalen Reden des wortgewaltigen
Kollegen, mit dessen Abschied eine Ära zu Ende gehe. Daneben erinnerte
sich Sonja Höferlin, scheidende Geschäftsführerin der Badischer Wein
GmbH, an ihre Begeisterung für Rüdlin, der sie als junge Weinhoheit
1986/87 unterstützt habe.
39 Jahre lang hat Kellermeister Günter
Ehret Geschäftsführer Rüdlin, den „Kapitän auf dem Schiff BKM mit Kurs
immer geradeaus”, begleitet. Drohte eine Flaute, habe Rüdlin durch seine
impulsive, manchmal auch unbequeme Art selbst für den nächsten Sturm
gesorgt. Im Namen des Kellerei-Teams übergab Ehret eine Flasche 1971er
Efringer Weißburgunder Spätlese und eine 15-Liter-Flasche Spätburgunder
Auslese trocken, Jahrgang 2015, mit Rüdlin-Foto sowie eine Collage.
Dankesworte
„Das
hat gut getan”, freute sich Gerhard Rüdlin über die Ehrungen und
räumte ein, dass er die hohe Diplomatie nicht gelernt habe. Er sei
dankbar für jahrzehntelange Verbindungen etwa mit Jörg Hieber, Frank und
Beate Frickenstein von der Firma Warren in Essen, der örtlichen Firma
Elektro-Berger und dem Etiketten-Hersteller Vollherbst. Daraus seien
Freundschaften entstanden, die ihm viel bedeuteten. Dies gelte auch für
zahlreiche Gastronomen. Rüdlin lobte auch seine Mitarbeiter, denen
er nicht immer ein angenehmer, aber hilfsbereiter Chef gewesen sei.
Bevor er zu den Klängen des Sinatra-Songs „My Way” von der Bühne
schritt, bekräftigte er, dass er auch im Kreis der
Geschäftsführer-Kollegen stets versucht habe, die Weinwirtschaft
gemeinsam nach vorne zu bringen. Nun freue er sich auf mehr Zeit – für
seine Frau und Enkel, fürs Golfen und Jagen. In keinem Fall werde er
„irgendetwas in der Weinbranche oder in der Bezirkskellerei” tun.