Der Rebberg Schloss Rheinburg ist eine der ältesten Sauvignon-blanc-Anlagen Deutschlands und wurde seit 2003 vom VDP Weingut Markgraf von Baden als Top-Lage bewirtschaftet. In diesem Jahr hat das Weingut LCK Keller aus Klettgau-Erzingen den Rebberg übernommen und will ihn in Zusammenarbeit mit Biowinzer Julian Moser optimieren.
Lorenz Keller (links) und Julian Moser wollen die Gailinger Reblage Schloss Rheinburg wieder aus dem Dornröschenschlaf wecken.
"So ein Angebot bekommt man nur einmal im Leben”, sind sich der Erzinger Winzer und Kellermeister Lorenz Keller und der Reichenauer Önologe Julian Moser einig. Lorenz und Corina Keller betreiben in Erzingen den 15 Hektar großen Weinbaubetrieb „LCK” und haben in diesem Jahr in Gailingen die zehn Hektar große Einzellage „Schloss Rheinburg” gepachtet und Moser mit ins Boot genommen. Der Rebberg wurde in den vergangenen 17 Jahren vom Prädikatsweingut Markgraf von Baden bewirtschaftet und zählt zu den besten Lagen im Bereich Bodensee. Die auf Sand geschichteten Moränenschotterböden sind in Verbindung mit dem günstigen Mikroklima prädestiniert für Burgundersorten.
„Der Rebberg hat 35-jährige Rebstöcke mit den Sorten, die der Markt braucht”, sagte Lorenz Keller. Der Spätburgunder wächst im Steilhang, auf eineinhalb Hektar steht eine der ältesten Sauvignon-Blanc-Anlagen Badens und neben Chardonnay, Weiß- und Grauburgunder gibt es auch den Auxerrois. Julian Moser wird den Weinbaubetrieb in Gailingen leiten.
Der 27-Jährige bewirtschaftet auf der Insel Reichenau mit pilzresistenten Sorten einen 1,3 Hektar großen Weinbaubetrieb, der sich in der Umstellungsphase zum Bio-Weingut befindet. Im Gailinger Rebberg hat er selbst 80 Ar mit Solaris und Johanniter bestockt. Der Start-up-Winzer baut seinen eigenen Wein im Weingut LCK selbst aus. Auf dem konventionellen Betrieb in Gailingen will er alles machen, was ökologisch sinnvoll ist.
Vinothek eröffnet
Sie brennen für Schloss Rheinburg: Lorenz Keller (links) und Julian Moser.
Keller setzt in Erzingen bereits auf mechanische Unterstockbearbeitung
und organische Düngung. Der Gailinger Wein wird in Erzingen ausgebaut,
wofür Keller das Tanklager bereits auf 200.000 Liter verdoppelt hat. Für
die gemeinsame Vermarktung der Gailinger Weine haben Keller und Moser
die „Schloss Rheinburg Keller und Moser GmbH” gegründet.
Weil es bei der
Villa Rheinburg seit Jahren keinen Weinverkauf mehr gibt, ist der Wein
von Schloss Rheinburg etwas in den Dornröschenschlaf versunken. Das
Weingut LCK hat im Juli im ehemaligen Verwaltungsgebäude bereits eine
Vinothek eröffnet. Keller und Moser wollen Weine in drei Qualitäts- und
Preisstufen ausbauen, wobei der Hektarertrag zwischen 5000 und 8000
Liter liegen sollte. Im ersten Jahr gab es eine sehr gute Qualität, aber
durch den Frost etwa 40 Prozent weniger Ertrag. Im Frühling sollen die
neuen Schloss-Rheinburg-Weine der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Schweizer hatten plötzlich Reben in Deutschland
Bereits im 9. Jahrhundert wird der am Hochrhein weit verbreitete Weinbau urkundlich erwähnt und in Gailingen seit dem Jahr 1273 dokumentiert. Die 4 Kilometer lange rechtsrheinische Halde von Dörflingen bis Gailingen gehörte bis 1854 über 700 Jahre zum Schweizer Städtchen Diessenhofen. Über Jahrhunderte besaßen Diessenhofer Stadtbürger und das Dominikanerinnenkloster St. Katharinental beträchtliche Rebflächen auf der rechtsrheinischen Seite. Nachdem Napoleon kriegerisch durch Europa gezogen war, verlegten die Schweizerische Eidgenossenschaft und das Großherzogtum Baden 1854 die Landesgrenze in die Mitte des Rheins.
Viele Diessenhofer Bürger besaßen plötzlich Rebberge und Gemüsegärten in Deutschland. Nach der Säkularisierung und der Aufhebung des Klosters St. Katharinental im Jahr 1869 ging der Rebbau zurück. Nach den Schädigungen durch die Reblaus und dem ersten Weltkrieg schien Anfang der 1920er-Jahre die lange Tradition des Weinbaus in Gailingen zu Ende zu gehen.
Es sollte rund 50 Jahre dauern, bis der Weinbau wieder in Schwung kam. Im Jahr 1976 hatten Elke und Otmar Gross die westlich von Gailingen gelegene Villa Rheinburg gekauft, die der Züricher Architekt Leonhard Zeugheer im Jahr 1866 im Stil der Neo-Renaissance gebaut hatte. Mit viel Weitsicht hat die Familie Gross den Nordhang mit neuen Sorten wieder bestockt und die ehemalige Klostertrotte aus dem Jahr 1607 zum Konzert- und Versammlungsraum umgebaut. Mittlerweile gibt es in Gailingen wieder 25 Hektar Reben. Die Lage Ritterhalde wird von den Weingütern Zolg, WeinKeller.sh und dem Staatsweingut Meersburg bewirtschaftet.