Fachliches
| 08. Mai 2018
Mehr Schwefel bringt nicht immer mehr
Von Karl Bleyer
Der Einsatz von Schwefel gegen Oidium wurde 2016 und 2017 an der LVWO Weinsberg getestet. Verglichen wurde eine durchgängig höhere Aufwandmenge gegenüber der bisherigen Zulassung mit gestaffelten Aufwandmengen.
Mit dem Ziel einer sichereren Bekämpfung des Echten Mehltaus wird von Seiten der Pflanzenschutzmittelhersteller, der Praktiker und auch der Beratung diskutiert, ob höhere Aufwandmengen im Mehltaufenster einen besseren Bekämpfungserfolg bringen. Nachdem zwei Schwefelprodukte im Jahr 2016 eine Zulassung von durchgängig 5 kg/ha bekommen hatten, wurde in zwei Versuchsjahren diese Aufwandmenge mit der bisherigen Zulassung verglichen. Die bisherige Aufwandmenge bei Netzschwefel ist abhängig vom Entwicklungsstadium gestaffelt. Sie beträgt 3,6 kg/ha bis BBCH 61 und 4,8 kg/ha bis BBCH 71. Von BBCH 71-75 liegt die Aufwandmenge bei 2,4 kg/ha und danach bis zum Ende bei 3,2 kg/ha. In den vergangenen Jahren konnte im Rahmen vieler Versuche gezeigt werden, dass mit der bisherigen Zulassung mit der Staffelung eine ausreichende Bekämpfung des Echten Rebenmehltaus möglich ist. Sollte der Wirkungsgrad mit einer neuen Zulassung wirklich verbessert werden, könnte dies insbesondere im ökologischen Pflanzenschutz von Interesse sein. Dort kommt Schwefel fast in jeder Spritzung zum Einsatz.
2017 für Oidiumversuche schwierig
Die Spritzabstände in der Vergleichsvariante und in den
Schwefelvarianten wurden nach den von OiDiag in „Vitimeteo Oidium”
errechneten Indexwerten durchgeführt und den praktischen Gegebenheiten,
wie zum Beispiel Witterung, angepasst. Aufgrund der geringen Blattmasse
zu Beginn der Vegetation wurden erst ab dem BBCH 57-59 diese 5 kg/ha
Schwefel als sinnvoll erachtet. 2017
war durch die starken Frostschäden in der Versuchsanlage für die
Oidiumversuche ein recht problematisches Jahr. Durch den
unterschiedlichen Austrieb und Wuchs waren an einem Stock oft zwei bis
drei Generationen Trauben zu finden. Entsprechend sind in Tabelle 2
immer verschiedene BBCH-Stadien bei einer Spritzung angegeben. Bedingt
durch viele Zeigertriebe war in der Anlage ein sehr hoher Oidiumdruck.
Verstärkt wurde dies noch durch Öko-Varianten, die fast so schlecht wie
die Kontrolle abschnitten und dadurch den Oidiumbefallsdruck noch mehr
erhöhten. Das zeigt sich 2017 deutlich in dem starken Befall der
Versuchsanlage. Es mussten gegenüber 2016 zwei Spritzungen mehr im
Mehltaufenster durchgeführt werden. Bei den Schwefelspritzungen wurde
aufgrund der Fragestellung nicht auf die Wartezeit von 56 Tagen
Rücksicht genommen. Die Vergleichsvariante wurde mit den entsprechenden Basisaufwandmengen des Entwicklungsstadiums durchgeführt.
Ergebnisse
Bei sehr starkem Befallsdruck und extrem hohen Befallswerten in der Kontrolle, konnten sowohl an den Blättern als auch an den Trauben keine Unterschiede zwischen den beiden Schwefelvarianten festgestellt werden. Lediglich die Befallshäufigkeit war an den Trauben der Variante mit bisheriger Zulassung ohne Signifikanz etwas höher. Es zeigte sich, wie schon in Versuchen aus anderen Jahren, dass die Schwefelvarianten mit den kürzeren Spritzabständen bei den Blättern eine bessere Wirkung haben als die Standardvariante. Ob dies an der Wirkung der beiden Azolbehandlungen in den letzten beiden Spritzungen zurückzuführen ist, müsste geprüft werden. Der Oidiumbefall der Trauben hingegen vermindert sich durch die organischen Fungizide in der Vergleichsvariante mit organischen Fungiziden. Wie schon erwähnt, war im Versuchsjahr 2017 der Druck in der Anlage insgesamt noch größer, so dass selbst die Standardvariante (Vergleich organisch) mit einer Befallshäufigkeit von 96 % und einer Befallsstärke von 24,3 % an den Trauben keine befriedigende Wirkung mehr hatte. 2017 war die Wirkung der Schwefelvarianten an den Blättern nicht so gut wie in der Vergleichsvariante. Der Druck war vermutlich zu stark. Die Unterschiede der Varianten waren sowohl in der Befallsstärke und in der Befallshäufigkeit nicht signifikant. Beim Befall an den Trauben gab es, wie in der Grafik schon ersichtlich, keinen Unterschied in der Befallshäufigkeit. Es hatten praktisch alle Trauben Befall. Die Standardvariante unterschied sich signifikant von der Kontrolle und den beiden Schwefelvarianten. Der Befall beider Schwefelvarianten war nahezu gleich. Beide unterschieden sich nicht signifikant zur Kontrolle.
Schlussfolgerungen und Fazit
Die Erhöhung der Zulassungsmenge des Netzschwefels auf 5 kg/ha scheint ebenso wie der Zusatz von Schwefel zu organischen Fungiziden keine Verbesserung der Wirkung zu erzielen. Im Versuch 2016 wurde die Schwefelmenge von 33,2 auf 47,6 kg/ha um ungefähr 40 Prozent, im Jahr 2017 von 34,4 auf 42,6 um etwa 25 Prozent erhöht. Der vergleichsweise hohe Befall an den Trauben lässt sich auf den enormen Oidiumdruck in der Versuchsanlage in beiden Jahren zurückführen. Dieser kann mit dem Druck in einer normal bewirtschafteten Anlage nicht verglichen werden. Nach Erfahrungen aus anderen Jahren kann mit Netzschwefel bei geringerem Befallsdruck und bei diesen engen Spritzabständen Oidium gut bekämpft werden. In beiden Versuchsjahren war in den Versuchsanlagen der Befall stark, aber sehr unterschiedlich. Daraus lässt sich schließen, dass die Erhöhung der Schwefelmenge auch bei hohem Oidiumdruck keine Verbesserung des Wirkungsgrades gegen den Echten Mehltau bringt. Ab diesem Jahr gibt es wieder eine neue Zulassung für ein Schwefelpräparat. Sie beträgt 6,0 kg/ha bis BBCH 61 und 8,0 kg/ha bis BBCH 71. Von BBCH 71-75 liegt die Aufwandmenge bei 4,0 kg/ha und danach bis zum Ende bei 5,3 kg/ha. Ob weitere Erhöhung eine bessere Wirkung hat, müsste geprüft werden. Beginn der Spritzungen und enge Spritzabstände dürften die wohl entscheidenden Faktoren für die erfolgreiche Bekämpfung sein.