Nachrichten | 10. Oktober 2017

Stimmen zum Herbst

Von Walter Eberenz
Zum Stichtag 26. September befragte die Redaktion von Süd nach Nord drei Verantwortliche von Winzergenossenschaften in Baden nach dem Stand der Dinge und einer vorläufigen Jahrgangsbilanz.
Der Jahrgang 2017 ist vom gravierenden Spätfrost vom 19. und 20. April geprägt, aus dem örtlich und regional Ertragsminderungen ganz unterschiedlichen Ausmaßes resultieren. Weitere Wettereinflüsse haben dazu geführt, dass die Trauben dieses Jahr überwiegend deutlich früher und schneller in die Keller gebracht wurden als in einem durchschnittlichen Jahr. Vielerorts ist die Lese komplett gelaufen.
Hagen H. Rüdlin, Geschäftsführender Vorstand, Bezirkskellerei Markgräflerland, Efringen- Kirchen
Hagen H. Rüdlin
Im Rückblick auf das Weinbaujahr 2017 bleiben sicherlich die beiden Nächte des 19. und 20. April sehr gut im Gedächtnis. So hatten wir in diesen zwei Nächten Minusgrade in seit langem nicht mehr bekannter Tiefe zu verzeichnen. Die letzte Notiz ähnlicher Temperaturen zu dieser Jahreszeit datiert aus den frühen 1970er-Jahren. Ab diesem Zeitpunkt war unser Blick und der unserer Winzer selbstverständlich auf den dann nachfolgenden Vegetationsverlauf gerichtet.
Was dann aber folgte, war ein nahezu bilderbuchartiger Verlauf des Frühjahres und des Sommers. Die Blüte ging gut durch und die Laubwand war voll intakt. Aufgrund der durchweg hohen Temperaturen im Juli und August hatten wir dieses Jahr einen ausgesprochen frühen Lesebeginn zu verzeichnen. Am 18. August haben wir mit der frühen Sorte Solaris die ersten Trauben des Jahrgangs 2017 eingebracht. Bei unseren Hauptrebsorten war das primäre Augenmerk nun aber auf das Erlangen der physiologischen Reife gerichtet. Dass die Oechslegrade in den wünschenswerten Bereich kommen würden, war recht früh klar, aber die wesentliche Geschmacksreife musste auch erzielt werden. In der ersten Septemberwoche konnten unsere Winzer mit der Lese beginnen. In rekordverdächtigen drei Wochen wurde die Ernte 2017 eingebracht. Die Mengeneinbußen aufgrund des Frostes sind spürbar. Wir können jedoch dennoch marktkonforme Mengen anbieten. In den Burgundersorten haben wir durchweg Mostgewichte im Prädikatsbereich erzielt. Der Gärverlauf über alle Sorten hinweg verlief optimal und ohne Gärstörungen. Die Jungweine präsentieren sich fruchtig, sortentypisch mit einer rassigen Säurestruktur.
Dr. Peter Schuster, Vorstandsvorsitzender, Badischer Winzerkeller, Breisach
Dr. Peter Schuster
Der Herbst 2017 ist ja noch nicht zu Ende (Stand 26. September). Die bisher 14 Lesetage im Badischen Winzerkeller verliefen eher unaufgeregt. Bis heute sind circa elf Millionen Kilo Trauben eingebracht. Bis zu 2300 Bottiche pro Tag wurden bisher in der Spitze angeliefert, was im Vergleich zu den Vorjahren mit oft mehr als 3000 Bottichen pro Tag keine große Herausforderung darstellt. Der Herbst ist eben doch kleiner als erwartet. Zwar sind die schlimmen Befürchtungen über Totalausfälle nach den Frostnächten im April nicht eingetreten, dennoch hätten wir uns von der Menge her mehr gewünscht. Im Einzugsbereich des Badischen Winzerkellers, insbesondere im Kaiserstuhl, am Tuniberg und im Breisgau, blieb vor allem der Müller-Thurgau deutlich unter den Erwartungen. Nur etwa 60 Prozent der Durchschnittsmengen der letzten drei Jahre konnten bisher geerntet werden.
Generell waren die Unterschiede zwischen einzelnen Winzergenossenschaften zum Teil sehr deutlich. Einige erzielen fast eine Normalernte, andere deutlich weniger und bei bestimmten Rebsorten, vor allem bei den Bukettsorten, gab es auch nahezu Totalausfälle.
Mit den durchschnittlichen Mostgewichten – Müller-Thurgau 83–85°Oe, Grauburgunder 90–92°Oe, Weißburgunder 87–89°Oe und Spätburgunder 90–92°Oe – sind wir recht zufrieden. Sie sind sehr gut geeignet, sortimentsgerechte Weine zu produzieren, die auch die von den Kunden nachgefragte Stilistik aufweisen.
Nicht in gleichem Maße wie 2015 und 2016, dennoch überproportional in der Menge, stehen dem Badischen Winzerkeller Kabinett-Qualitäten zur Verfügung, die beim Ausbau die notwendigen Spielräume lassen, um schlanke und dennoch gehaltvolle Weine zu erzeugen. 2017 wird für die Weintrinker wiederum gute Weine hervorbringen, frisch und mit schöner Säure.
Curt-Christian Stoffel, Geschäftsführer und Vorsitzender des Vorstandes, Winzer von Baden eG, Wiesloch
Curt-Christian Stoffel
Der 2017er Herbst hat für die Winzer von Baden eG an der badischen Bergstraße und im Kraichgau bereits im August begonnen. Circa zehn Tage früher im Vergleich zu den Vorjahren. Die Oechslegrade waren bei verschiedenen Sorten bereits sehr hoch und deuteten auf einen qualitativ sehr guten Herbst hin.
Als überaus positiv anzumerken ist, dass unsere Kellermannschaft sehr früh die Vorbereitungen für den Herbst umgesetzt hat und nicht mehr im Urlaub war. Insofern konnte der Herbst mit den frühen Sorten schlagkräftig begonnen werden.
Die schnell fortschreitende Fäulnis in einzelnen Anlagen hat im weiteren Verlauf der Lese dazu geführt, sie unverzüglich fortzuführen. Unterstützend wirkten sich zu Beginn des Septembers die weitestgehend trockenen Tage und vor allem die kühlen Nächte aus.
In toto haben die Winzer von Baden eG sehr gute Qualitäten und ausreichende Erntemengen für die Vermarktung aus dem Herbst 2017 erhalten, auch wenn die Erntemenge geringer war im Vergleich zu den Vorjahren.
Alles in allem sind wir mit der Lese 2017 doch sehr zufrieden. Ein ganz besonderer Dank geht in diesem Jahr an das Kellerteam der Winzer von Baden eG. Alle haben in diesem „Turboherbst” einen absolut klasse Job gemacht, um ausgezeichnete Qualitäten aus dem Jahrgang 2017 zu erhalten. Ebenso einen großen Dank an alle Winzerinnen und Winzer, die frühzeitig  bereitgestanden und für einen reibungslosen Verlauf gesorgt haben.