Zum Stichtag 26. September befragte die Redaktion von Süd nach Nord drei Verantwortliche von Winzergenossenschaften in Baden nach dem Stand der Dinge und einer vorläufigen Jahrgangsbilanz.
Der Jahrgang 2017 ist vom gravierenden Spätfrost vom 19. und 20. April geprägt, aus dem örtlich und regional Ertragsminderungen ganz unterschiedlichen Ausmaßes resultieren. Weitere Wettereinflüsse haben dazu geführt, dass die Trauben dieses Jahr überwiegend deutlich früher und schneller in die Keller gebracht wurden als in einem durchschnittlichen Jahr. Vielerorts ist die Lese komplett gelaufen.
Hagen H. Rüdlin, Geschäftsführender Vorstand, Bezirkskellerei Markgräflerland, Efringen-
Kirchen
Im Rückblick auf das Weinbaujahr 2017 bleiben
sicherlich die beiden Nächte des 19. und 20. April sehr gut im
Gedächtnis. So hatten wir in diesen zwei Nächten Minusgrade in seit
langem nicht mehr bekannter Tiefe zu verzeichnen. Die letzte Notiz
ähnlicher Temperaturen zu dieser Jahreszeit datiert aus den frühen
1970er-Jahren. Ab diesem Zeitpunkt war unser Blick und der unserer
Winzer selbstverständlich auf den dann nachfolgenden Vegetationsverlauf
gerichtet.
Was dann aber folgte, war ein nahezu bilderbuchartiger
Verlauf des Frühjahres und des Sommers. Die Blüte ging gut durch und die
Laubwand war voll intakt. Aufgrund der durchweg hohen Temperaturen im
Juli und August hatten wir dieses Jahr einen ausgesprochen frühen
Lesebeginn zu verzeichnen. Am 18. August haben wir mit der frühen Sorte
Solaris die ersten Trauben des Jahrgangs 2017 eingebracht. Bei unseren
Hauptrebsorten war das primäre Augenmerk nun aber auf das Erlangen der
physiologischen Reife gerichtet. Dass die Oechslegrade in den
wünschenswerten Bereich kommen würden, war recht früh klar, aber die
wesentliche Geschmacksreife musste auch erzielt werden. In der
ersten Septemberwoche konnten unsere Winzer mit der Lese beginnen. In
rekordverdächtigen drei Wochen wurde die Ernte 2017 eingebracht. Die
Mengeneinbußen aufgrund des Frostes sind spürbar. Wir können jedoch
dennoch marktkonforme Mengen anbieten. In den Burgundersorten haben wir
durchweg Mostgewichte im Prädikatsbereich erzielt. Der Gärverlauf über
alle Sorten hinweg verlief optimal und ohne Gärstörungen. Die Jungweine
präsentieren sich fruchtig, sortentypisch mit einer rassigen
Säurestruktur.
Dr. Peter Schuster, Vorstandsvorsitzender, Badischer Winzerkeller, Breisach
Der Herbst 2017 ist ja noch
nicht zu Ende (Stand 26. September). Die bisher 14 Lesetage im Badischen
Winzerkeller verliefen eher unaufgeregt. Bis heute sind circa elf
Millionen Kilo Trauben eingebracht. Bis zu 2300 Bottiche pro Tag wurden
bisher in der Spitze angeliefert, was im Vergleich zu den Vorjahren mit
oft mehr als 3000 Bottichen pro Tag keine große Herausforderung
darstellt. Der Herbst ist eben doch kleiner als erwartet. Zwar sind
die schlimmen Befürchtungen über Totalausfälle nach den Frostnächten im
April nicht eingetreten, dennoch hätten wir uns von der Menge her mehr
gewünscht. Im Einzugsbereich des Badischen Winzerkellers, insbesondere
im Kaiserstuhl, am Tuniberg und im Breisgau, blieb vor allem der
Müller-Thurgau deutlich unter den Erwartungen. Nur etwa 60 Prozent der
Durchschnittsmengen der letzten drei Jahre konnten bisher geerntet
werden.
Generell waren die Unterschiede zwischen einzelnen
Winzergenossenschaften zum Teil sehr deutlich. Einige erzielen fast
eine Normalernte, andere deutlich weniger und bei bestimmten Rebsorten,
vor allem bei den Bukettsorten, gab es auch nahezu Totalausfälle.
Mit
den durchschnittlichen Mostgewichten – Müller-Thurgau 83–85°Oe,
Grauburgunder 90–92°Oe, Weißburgunder 87–89°Oe und Spätburgunder
90–92°Oe – sind wir recht zufrieden. Sie sind sehr gut geeignet,
sortimentsgerechte Weine zu produzieren, die auch die von den Kunden
nachgefragte Stilistik aufweisen.
Nicht in gleichem Maße wie 2015 und
2016, dennoch überproportional in der Menge, stehen dem Badischen
Winzerkeller Kabinett-Qualitäten zur Verfügung, die beim Ausbau die
notwendigen Spielräume lassen, um schlanke und dennoch gehaltvolle Weine
zu erzeugen. 2017 wird für die Weintrinker wiederum gute Weine
hervorbringen, frisch und mit schöner Säure.
Curt-Christian Stoffel, Geschäftsführer und Vorsitzender des Vorstandes, Winzer von Baden eG, Wiesloch
Der 2017er Herbst hat für die Winzer von Baden eG an der
badischen Bergstraße und im Kraichgau bereits im August begonnen. Circa
zehn Tage früher im Vergleich zu den Vorjahren. Die Oechslegrade waren
bei verschiedenen Sorten bereits sehr hoch und deuteten auf einen
qualitativ sehr guten Herbst hin.
Als überaus positiv anzumerken ist,
dass unsere Kellermannschaft sehr früh die Vorbereitungen für den Herbst umgesetzt hat und nicht mehr im Urlaub war. Insofern konnte der
Herbst mit den frühen Sorten schlagkräftig begonnen werden.
Die
schnell fortschreitende Fäulnis in einzelnen Anlagen hat im weiteren
Verlauf der Lese dazu geführt, sie unverzüglich fortzuführen.
Unterstützend wirkten sich zu Beginn des Septembers die weitestgehend
trockenen Tage und vor allem die kühlen Nächte aus.
In toto haben die
Winzer von Baden eG sehr gute Qualitäten und ausreichende Erntemengen
für die Vermarktung aus dem Herbst 2017 erhalten, auch wenn die
Erntemenge geringer war im Vergleich zu den Vorjahren.
Alles in allem
sind wir mit der Lese 2017 doch sehr zufrieden. Ein ganz besonderer
Dank geht in diesem Jahr an das Kellerteam der Winzer von Baden eG. Alle
haben in diesem „Turboherbst” einen absolut klasse Job gemacht, um
ausgezeichnete Qualitäten aus dem Jahrgang 2017 zu erhalten. Ebenso
einen großen Dank an alle Winzerinnen und Winzer, die frühzeitig bereitgestanden und für einen reibungslosen Verlauf gesorgt haben.