Fachliches | 04. Juli 2019

Traubentransport: Prüfen, was am besten zum Betrieb passt

Von Oswald Walg, DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück
Der Transport der Trauben vom Weinberg zur Kelter soll rasch und möglichst schonend durchgeführt werden. Für diese Aufgabe gibt es verschiedene Systeme.
Bei der Handlese dienen Eimer oder kleine Kunststoffbütten als Lesebehältnisse.
Bereits die Traubenernte und der Traubentransport nehmen Einfluss auf die Inhaltsstoffe und damit die spätere Weinqualität. Die Beeren können über unterschiedliche technische Prozesse mehr oder weniger stark beschädigt werden.
Durch austretenden Saft können mikrobiologische und biochemische Prozesse relativ rasch in Gang gesetzt werden. Bei starker mechanischer Belastung der Trauben wird mehr Trub erzeugt und unerwünschte Inhaltsstoffe werden verstärkt extrahiert. Aus diesem Grund kommt der Ernte, dem Transport und der Annahme der Trauben eine wichtige Bedeutung zu.
In Direktzuglagen wird vorwiegend der Traubenvollernter zur Lese eingesetzt. Unter guten Bedingungen ist er in der Lage, einen Hektar in 90 Minuten zu lesen, wobei eine Ernteleistung von zehn  bis zwölf Tonnen pro Stunde möglich ist. Dafür muss eine optimale Abstimmung von Ernte-, Transport- und Verarbeitungsleistung gegeben sein. In diesen Betrieben muss die Transport- und Verarbeitungskapazität der Erntekapazität angepasst sein.
In Steillagen und in Betrieben, die auf eine möglichst schonende Traubenernte und –verarbeitung achten, wird vorrangig die Handlese praktiziert. Hierfür werden zwischen 180 und 300 Arbeitsstunden pro Hektar benötigt.
Verschiedene Verfahren für den Transport
Die heute am meisten eingesetzten Verfahren für den Traubentransport vom Weinberg zur Traubenannahme sind:
  • Anhänger mit Traubenbütten
  • Anhänger mit Boxen und Einheitsbehältern
  • Anhänger mit Planen
  • Traubentransporter (Traubenwagen) mit integrierter Fördereinrichtung (Schnecke, Band, Pumpe)
  • Traubenwagen mit anhebbarem Behälter und Austragschnecke
Traubentransport von handgelesenen Trauben mit Kunststoffboxen
Der Traubentransport mit Bütten ist vor allem eine in kleineren Betrieben und im genossenschaftlichen Bereich noch recht gebräuchliche Methode. Das Gleiche gilt für den Transport mit Einheitsbehältern. Die Palette verwendeter Boxen und Behälter ist sehr breit und reicht von Kleinbehältern mit 10 l Fassungsvermögen bis zum Kippbottich mit 800 l Inhalt.
Handgelesene Trauben können mit diesen Systemen schonend verarbeitet werden, zum Beispiel in Form einer Ganztraubenpressung. Für das Abladen sind allerdings verschiedene Vorrichtungen wie Förderbänder, Gabelstapler oder Hebeeinrichtungen erforderlich.
Die Verwendung von Einheitsbehältern verzeichnet in den vergangenen  Jahren besonders bei Betrieben mit hohen Qualitätsansprüchen einen Aufschwung. Moste aus unversehrt transportierten Trauben weisen eine geringere Aktivität an Polyphenoloxidasen auf und der Kaliumübergang durch den Transport unverletzter Beeren ist verringert.
Anhänger mit Planen
Anhänger mit Plane beim Abkippen in eine Abladewanne.
Kippfahrzeuge
stellen in vielen Betrieben die einfachste und preiswerteste Lösung des Traubentransportes dar. In den meisten Betrieben sind Einachs-, Zweiachs- oder Tandemkipper bereits vorhanden, die zum Erntetransport mit entsprechend zugeschnittenen Planen ausgelegt werden. Kippfahrzeuge bedürfen aber einer entsprechenden Ablademöglichkeit im Betrieb. Hier haben sich Abladewannen bzw. Kippmulden in Edelstahl- oder Kunststoffausführung mit Exzenterschneckenpumpe bewährt. Diese Verfahrenskombination ist sehr einfach und leistungsfähig. Die Abladewannen haben den Vorteil, dass sie ebenerdig aufgestellt werden können und keine baulichen Maßnahmen erforderlich machen. Da das Abladen der Anhänger mit Planen einfacher und schneller ist als die Entladung von Bütten oder Einheitsbehältern, hat sich dieses System bei Großbetrieben stärker verbreitet. Die Traubenannahme muss entsprechend groß dimensioniert sein und die Maische sollte über kurze Wege gefördert werden.
Eine weitere Möglichkeit, den Traubentransport zu bewältigen, besteht im Einsatz großvolumiger Container-Fahrzeuge. Es sind Fahrwerke mit Wechselaufbauten, die sich vor allem für größere Betriebe oder für den gemeinschaftlichen Einsatz eignen. Die einzelnen Container werden vor dem Weinberg abgesetzt und nach und nach abgeholt. Das Entladen erfolgt auch hier über das Abkippen in eine Abladewanne bzw. Kippmulde.  
Traubenwagen ermöglichen einfaches Abladen
Traubenwagen mit Vibrationsaustrag
Mit dem Traubenwagen hat sich ein Transportsystem im Weinbau eingeführt, mit dem das Abladen und, wenn gewünscht, auch das Vermaischen in einfacher Weise möglich ist. Konventionelle Traubenwagen verfügen über eine Austragschnecke mit angeflanschter Exzenterschneckenpumpe. Durch die Direktabladung bieten sie den Vorteil, dass sie keine eigene Traubenannahme benötigen und deshalb flexibel zu handhaben sind.
Mithilfe der Lockerungswelle über der Förderschnecke wird das Lesegut aufgelockert und eine stufenlose Beschickung von Maischebehältern und Keltern ist möglich. Mit angekoppeltem Schlauch sind sie zur Direktbefüllung von Abbeermaschinen und Pressen bestens geeignet. In vielen Betrieben hat sich deshalb der Traubenwagen mit Austragschnecke und integrierter Maischepumpe als wirtschaftliches Transport- und Abladesystem bewährt.
Nachteilig ist die Beanspruchung des Lesegutes durch Lockerungswelle, Schnecke und Pumpe, wodurch der Trubanteil und der Phenolgehalt im Most erhöht werden können. Besonders stark mazeriert wird das Lesegut, wenn noch mit einer Vermaischeeinrichtung (Quetschvorrichtung) gearbeitet wird. Damit steigt der Trub- und Phenolgehalt deutlich an, was sich in einer Verminderung der Weinqualität mit bitteren und dumpfen Weinen zeigt. Traubenwagen werden deshalb auch ohne Vermaischeeinrichtung angeboten.  Ist eine Vermaischeeinrichtung vorhanden, sollte durch Neutralstellung der Vermaischeklappe oder Ausbau der Quetschvorrichtung die Förderung ohne Vermaischung erfolgen.
Schonenderes Entladen mit neuen Transportern
Traubenhubwagen mit Schneckenaustrag
Wichtig für eine schonende Förderung ist, dass die Leistung von Förderschnecke und Exzenterschneckenpumpe optimal aufeinander abgestimmt sind. Neben dem üblichen Rotordurchmesser der Pumpe von 80 mm werden auch 100er Pumpen angeboten.
Wie Geisenheimer Untersuchungen gezeigt haben, hat weniger der Rotordurchmesser als vielmehr die Umdrehungsgeschwindigkeit einen Einfluss auf die Mostbeschaffenheit. Umdrehungsgeschwindigkeiten von mehr als 150 U/min führten zu deutlich ansteigenden Resttrub- und Gerbstoffgehalten.
Da Traubenwagen für die meisten Betriebe ein technisch sehr günstiges System darstellen, sind in den letzten Jahren mehrere Ausführungen auf den Markt gekommen, die ein schonenderes Entladen erlauben. Allerdings hat sich gezeigt, dass bisher die Akzeptanz der Winzer für diese neuen Entwicklungen recht gering ist. Folgende unterschiedliche Systeme werden angeboten:
  • Traubenwagen mit Schneckenaustrag ohne Pumpe und Vermaischeeinrichtung,
  • Traubenwagen mit Schneckenaustrag und Hubeinrichtung zur Direktbeschickung,
  • Traubenwagen mit Förderband,
  • Traubenwagen oder Traubenhubwagen mit Vibrationsaustrag. 
Verschiedene Bauformen von Traubenwagen
Hochkipp-Traubenwagen mit Vibrations-Dosiermulde beim Abladen
Traubenwagen mit Schneckenaustrag
beziehungsweise Förderband besitzen keine Förderpumpe, deshalb benötigen sie ein zusätzliches Förderband zur Entleerung, sofern die befüllende Presse oder Abbeermaschine nicht unter dem Wagen steht. Eine Sonderbauform sind Schneckenwagen mit Vorentsaftung (eingebauter Saftwanne). Unter der Mulde befindet sich ein Tank, in den, über ein Gitterblech zwischen Mulde und Tank, der Saft einfließen kann. Damit kann beim Vollernterlesegut die Kontaktzeit des hohen Saftanteils mit den Beeren vermindert werden.
Traubenwagen mit Hubeinrichtung eröffnen eine Vielzahl von Möglichkeiten im Rot- und Weißweinbereich. So wird die Beschickung der Presse mit ganzen Trauben rationalisiert und die Verarbeitung von Lesegut für die Rotweinbereitung mit der Abbeermaschine erleichtert, da die Trauben auch bei ebenerdiger Aufstellung ohne Pumpvorgang in die Maschine gelangen. Sie werden auch angeboten mit luftdichtem Abschluss, sodass eine Gasüberschichtung möglich ist.
Traubenwagen mit Vibrationsaustrag ermöglichen einen gleichmäßigen Austrag des Leseguts ohne mechanische Belastung. Die Traubenwagen verfügen in der Regel über eine hydraulische Hubeinrichtung und einen geschlitzten Boden als Entsaftungseinrichtung, so dass frei ablaufender Saft separat gesammelt und auch abgelassen werden kann. Für den Austrag der Trauben wird eine Rinne, die über Unwuchtmotoren angetrieben wird, in Vibration versetzt. Die Austragsleistung ist über einen Frequenzumrichter steuerbar.