Wein und mehr | 30. Juni 2016

Eine wunderbare Liaison

Von Petra Littner
Blühende Rosen in den Weinbergen sind eine Augenweide. Das einstige Frühwarnsystem für Krankheiten gewinnt heute neben seinem dekorativen Nutzen wieder an Bedeutung.
Blühende Rosen sorgen in den Weinbergen – wie hier am Tuniberg – während der Sommermonate für hübsche Farbtupfer.
Wahre Mythen ranken sich um die Schönheit der Rosen, die bereits in der Antike Göttinnen wie Aphrodite und Venus geweiht wurden. Noch heute wird der betörende Duft ihrer Blütenblätter besungen. Er findet in Parfums Verwendung und hat sich sogar einen Platz in der  Herstellung von Genussmitteln wie  Destillaten und Likören erobert. Dass Rosenstöcke im Weinberg gepflanzt werden, hat jedoch nicht nur ästhetische Gründe. Vielmehr erweist die sensible Schönheit den Winzern gute Dienste: Als Indikator für Pflanzenkrankheiten wie beispielsweise Mehltau. 
Im Unterschied zur Rebe ist die Rose nämlich anfälliger und wird etwa ein bis zwei Wochen früher von Schadpilzen befallen. Vor Jahren noch konnte der Winzer erst reagieren, wenn es die Pflanze bereits erwischt hatte. Zeigten die Rosen jedoch einen weißen Belag, konnte der Winzer aktiv werden und die Reben behandeln, bevor sie  verloren waren. Diese Methode ist mit dem gezielten Pflanzenschutz nach und nach in Vergessenheit geraten. Vielerorts findet sie nun wieder Beachtung. Zum einen, um im Sinne des ökologischen Weinbaus das präventive Ausbringen von Fungiziden zu reduzieren, zum anderen, um im Zuge des zunehmenden Weintourismus die Landschaft zu verschönern. Nicht zuletzt bieten Rosen für viele Nützlinge wie Florfliegen, Sichelwanzen und Marienkäfer einen Unterschlupf. Im Jahr 2012 pflanzten Winzer und Mitarbeiter von Winzergenossenschaft und Gartenamt in Neuweier bei Baden-Baden rund 170 Strauchrosen. Seither erblüht die Rosenpracht in der Weinlage Mauerberg entlang des Panoramawegs auf einer Länge von etwa einem Kilometer. Mit insgesamt 2000 Rosenstöcken wartet das Anwesen des Weinguts Schloss Ortenberg in der Ortenau auf und auch am Tuniberg kann man viele blühende Exemplare entdecken. Rosen
Rosenstöcke, am Ende der Rebzeile gepflanzt, sind im Weinberg stets ein Hingucker.
benötigen im Allgemeinen ähnliche Vegetationsbedingungen wie ein Weinstock. Sie lieben Sonne und Wärme und gedeihen gut auf unterschiedlichen Böden – vorausgesetzt, die Pflanzen erhalten ausreichend Wasser und werden regelmäßig mit Nährstoffen, vor allem  Kalk und Stickstoff, versorgt. Reichert man sandige Untergründe oder auch schwere Lössböden mit Kompost an, kann man auch dort Rosen  mit blühendem Erfolg pflanzen. So beginnt etwa ab Mitte Mai die Blütezeit, die meist über viele Wochen anhält. Zwar gibt es in der Gattung der Rosengewächse um die 250 verschiedene Arten, im Weinberg wird man jedoch vorwiegend robuste, starkwüchsige Strauchrosensorten finden.
Welche Rosen eignen sich im Weinberg – ein kleiner Sortenüberblick (Auswahl)
Blüten der Strauchrose ‚Lichtkönigin Lucia‘
Galten Rosen in früheren Zeiten als Indikator beziehungsweise als Frühwarnsystem im Weinberg im Hinblick auf Befall mit Pilzen wie dem Mehltau, so sind heutige Rosensorten deutlich robuster, manche sogar pilzresistent. Für Pflanzungen eignen sich aufgrund ihres aufrechten Wuchses bevorzugt Strauchrosen. Das Amt für ländliche Entwicklung in Unterfranken hatte bereits 2008 eine Aktion „Rosen im Weinberg” gestartet, um nicht nur die alte Tradition der Rose im Weinberg als Indikator zu stützen, sondern auch die Weinregion durch die blühenden und duftenden Rosenstöcke noch attraktiver für Besucher zu gestalten. Im Zusammenhang mit der Aktion weist  ein vom Amt für ländliche Entwicklung Unterfranken herausgegebenes Informationsblatt den Weg zur richtigen Sortenwahl und Pflege.
Neben einer gewissen Robustheit und Winterhärte ist der Standort an sich maßgeblich für ein gutes Gedeihen. Auf trockenen, mageren Standorten kommen vor allen Dingen Wildstrauchrosen mit ungefüllter Blüte gut zurecht. Auf nährstoffreicheren Böden finden Zierstrauchrosen ihren Platz. Sie blühen im Pflanzjahr vom Juni bis zum Herbst. Der nährstoffreiche Boden sollte neutral bis leicht alkalisch und frei von Staunässe sein.  
Die cremeweißen Blüten der Sorte ‚Schneewittchen‘
Anhäufeln im Frühjahr oder Herbst schützt den Stock vor Austrocknung und Frostschäden. Ab dem zweiten Standjahr ist im Frühjahr und Herbst die Gabe eines Volldüngers dienlich. Bei veredelten Rosen müssen aus der Wurzel treibende Wildtriebe entfernt werden. Bei Containerpflanzen, die nahezu die ganze Vegetationszeit über gepflanzrt werden können, erübrigt sich der  Pflanzschnitt. Wurzelnackte Rosen werden  zur  tiefen Pflanzung im Frühjahr auf circa fünf Knospen zurückgeschnitten. Das  Pflanzloch sollte 0,40m × 0,40m × 0,50m groß sein und mit guter Pflanzerde verfüllt werden. Eine zusätzliche Wässerung in den ersten zwei Jahren ist erforderlich. Geeignete Sorten in der Übersicht nach Sorte, Blüte und Höhe sind:
 
Öfterblühenden Rosen
  • ‚Golden Wings‘, schwefelgelb,VI-VIII, einfach, Höhe 1,50m
  • ‚Lichtkönigin Lucia‘, gelb, ab VI, Höhe 1,50m
  • ‚Ulmer Münster‘, blutrot, ab VI,gefüllt, Höhe 1,50m
  • ‚Grand Hotel‘, scharlachrot, ab VI, gefüllt, Höhe 2,00m
  • ‚Hansaland‘, leuchtrot, ab VI,gefüllt, Höhe1,80m
  • ‚So Pretty‘, karminrot, V-X,gefüllt, Höhe 1,20m
  • ‚Robusta‘, blutrot, ab VI, gefüllt, Höhe 2,
  • ‚Eden Rose‘, seidenrosa, ab VI, gefüllt, Höhe 1,50m
  • ‚Schneewittchen‘, weiß, ab VI,gefüllt, Höhe 1,50m
  • ‚Escimo‘,reinweiß, ab  VI, einfach, Höhe 0,60m
Einmalblühende Rosen
  • ‚Aicha‘, goldgelb, VI-VIII, halbgefüllt, Höhe 1,50m
  • ‚Rosa hugoris‘, goldgelb, V, einfach, Höhe 2,00m
  • ‚Frühlingsduft‘, cremeweiß, V/VI, Höhe 2,00m
  • ‚Rosa canina Kiese‘, blutrot, gelbes Auge,VI-VIII, Höhe 2,00m
  • ‚Scharlachglut‘, scharlachrot, VI, einfach, Höhe 2,00m
  • ‚Red Nelly‘, karminrot, gelbe Mitte, VI, Höhe 0,80m
  • ‚Nevada‘, cremeweiß, VI, einfach, Höhe 2,00m
  • ‚Rosa glauca‘, hellrot, gelbe Mitte, VI/VII, Höhe 2,00m