Wein und mehr
| 01. Mai 2016
Wein, Vogelsang und beste Aussicht
Von Jutta Schütz / Sabine Köllner
Ein Sonntag in den Reben, bei einem guten Glas Wein, frisch gebackenem Brot und selbstgemachten Aufstrichen – was will der Mensch mehr? Auf die Idee, eine sonntägliche Weinverkostung in den Reben anzubieten, kamen Susi und Jürgen Engler, Winzer aus Haltingen, während ihrer Arbeit im Rebberg, als sie wieder und wieder über ihr Tun und den hiesigen Wein ausgefragt wurden. Eine tolle Idee!
Ruckzuck sind Tische und Bänke aufgestellt und das Buffet gerichtet – die Winzersleut Jürgen Engler (l.) und seine Frau Susi (2.v.l.)
haben mit ihrer Eventidee des Rebensonntags ein attraktives Angebot für Wein- und Naturfreunde gleichermaßen.
Geheimtipp für Feiern
Weil die Rebensonntage nur bei gutem Wetter stattfinden, heißt es für
Interessenten, sich regelmäßig auf der Internetseite der Winzerfamilie
über den Stand der Veranstaltung zu informieren. Dort wird angekündigt,
ob der Rebensonntag tatsächlich stattfindet oder nicht. „Im Sommer
müssen wir berücksichtigen, dass es sehr heiß werden kann. Viel Schatten
gibt es in einem Rebberg natürlich nicht und bei Hitze sind
erfahrungsgemäß auch nicht viele Leute unterwegs”, sagt die Haltingerin.
Im Winter dagegen nutzt so mancher Wanderfreund die Möglichkeit, bei
gutem Wetter „auf den Berg zu steigen”. „Dann entscheiden wir uns gelegentlich, einen Winter-Rebensonntag zu veranstalten. Wein gibt es
dann als Glühwein, dazu noch Apfelpunsch.” Insgesamt 13 Rebensonntage
waren es im letzten Jahr. Wie viele es in 2016 werden, steht in noch den
Sternen beziehungsweise unterliegt der Gunst des Wettergottes. „Unsere
Stammgäste wissen Bescheid”, weiß Jürgen Engler zu erzählen. Auch, dass
der Rebensonntag mittlerweile als Geheimtipp für Feierlichkeiten wie
zum Beispiel Hochzeiten gehandelt wird. Die Begegnung mit den vielen
Menschen, die ihnen sonst so nicht über den Weg laufen würden, freut die Englers ungemein, denn so kommen Gespräche zustande mit
Weinfreunden, Wanderern, Radfahrern, Haltinger Bürgern, Schweizern oder Spontantouristen. „Wir nutzen dies, um den Beruf des Winzers als
Lebensphilosophie zu vermitteln”, so Jürgen Engler. „Die
Informationstafeln am Weinweg sind zwar gut, doch das persönliche
Gespräch mit den Menschen, die im Weinberg unterwegs sind, ist für uns
eine schöne Ergänzung.”
Haltinger Weinlagen und Weine
Die Reben der Haltinger Winzer e.G., zu deren Mitgliedern auch Susi und Jürgen Engler zählen,wachsen in vier Lagen rund um die Ortschaft Haltingen im Markgräflerland. Zu den Toplagen gehören auf Schluff- und Kalkböden die Lagen Haltinger Stiege, Weiler Schlipf und Ötlinger Sonnhole, teilweise in Steillagen. Die Hauptsorten sind zu 45 Prozent Gutedel und zu 30 Prozent Pinot Noir, die restlichen Flächen sind mit Riesling, Pinot Blanc, Pinot Gris, Chardonnay, Sauvingnon Blanc und Gewürztraminer bestückt. Der Weinbau rund um Haltingen ist so alt wie der Ort, also über 1200 Jahre. Im Jahr 767 wird Haltingen erstmals urkundlich erwähnt. In dieser Zeit besaß ein Graf Güter in Haltingen und verkaufte bereits Reben. Im Jahr 1065 besaß das Kloster St. Blasien in Haltingen einen Meierhof mit Trotte und Reben. 1139 bestätigte Papst Innozenz II dem Bischof zu Basel Rebbesitz in Haltingen. Von 1925 bis 1936 wurde die Situation für die Haltinger Winzer zusehends schlechter, weil das Hauptabsatzgebiet Basel wegfiel. Grund genug, 1936 die Winzergenossenschaft Haltingen zu gründen. Seither stiegen nicht nur Fläche und Ertrag stetig an, auch die Qualität der Haltinger Weine wird ständig verbessert. Die Winzergenossenschaft zählt heute 60 Mitglieder.