Weinbauverband
| 03. April 2024
Wir müssen marktgerecht produzieren
Von Petra Littner
Deutliche Worte zur aktuell kritischen Situation des Weinbaus fanden Verbandsvertreter, Politiker und Referenten im Rahmen der Mitgliederversammlung und des Badischen Weinbautags in Offenburg. Fazit: Lösungen erfordern ein Umdenken.
Mit einer angespannten Marktsituation sind Weinerzeuger weltweit konfrontiert. Immer weniger Menschen trinken immer weniger Wein, gleichzeitig wird zu viel produziert. Das verstärkt den ohnehin zunehmenden Konkurrenzkampf. In Deutschland steigen zudem die Produktionskosten stetig an und politische Rahmenbedingungen erschweren die Traubenerzeugung und die Weinherstellung. „Lohnt sich die Arbeit überhaupt noch?”, fragen sich die Winzer. Ernüchternde Antworten darauf gaben Fachreferenten beim Badischen Weinbautag in Offenburg.
Analysen und Prognosen verbreiteten wenig Euphorie. Zum Beispiel, als Professorin Simone Loose von der Hochschule Geisenheim University die Probleme mit dem weltweiten Überangebot an Wein, einem aggressiven Verdrängungskampf und verändertem Konsumverhalten begründete. Kosten senken, Produkte auslisten und Investitionen stoppen seien mögliche Reaktionen. Die Winzer müssten zudem ihre Rebflächen hinsichtlich Wasserverfügbarkeit und klimatischer Bedingungen auf den Prüfstand stellen. Nur wer seinen Betrieb gut manage, werde überleben, betonte Loose und verwies auf die Geisenheimer Unternehmensanalyse sowie die Geisenheimer Absatzanalyse, die beide kostenfrei von der Uni erstellt würden.
Dr. Jürgen Oberhofer vom DRL Rheinpfalz fasste die negative Entwicklung in Zahlen: Demnach schlagen durchschnittlich Kosten von rund 12.800 Euro je Hektar zu Buche, die sich in den wenigsten Fällen erwirtschaften lassen. Als Kostentreiber nannte er Löhne und Maschinen. Einsparpotenzial böten der Minimalschnitt im Hinblick auf Arbeitsstunden wie auch Piwi-Reben in Bezug auf Pflanzenschutz.
Dr. Jürgen Oberhofer vom DRL Rheinpfalz fasste die negative Entwicklung in Zahlen: Demnach schlagen durchschnittlich Kosten von rund 12.800 Euro je Hektar zu Buche, die sich in den wenigsten Fällen erwirtschaften lassen. Als Kostentreiber nannte er Löhne und Maschinen. Einsparpotenzial böten der Minimalschnitt im Hinblick auf Arbeitsstunden wie auch Piwi-Reben in Bezug auf Pflanzenschutz.
Erlösangepasst produzieren
„Wir müssen eine erlösangepasste
Bewirtschaftung erreichen”, fasste Weinbauberater Tim Ochßner seine
Rechenbeispiele zusammen. Anschaulich stellte er dar, mit welchen
Stellschrauben sich das Verhältnis von Ausgaben zu Einnahmen regulieren
lässt. Unrentable Bereiche und schwache Sorten gelte es dabei zu
eliminieren.
Welche biodiversitätssteigernden und nachhaltigkeitsfördernden Maßnahmen im Weinbau möglich sind, stellte Dr. Michael Breuer vom Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg (WBI) dar. In der Forschung sei man durch neue Rebklone und biotechnische Verfahren bereits sehr weit. Es gelte des Weiteren, beispielsweise die Applikationstechnik und die mechanische Unterstockpflege zu optimieren.
Über einen mühsamen Weg zum Erfolg berichtete Hans Terzer von der Kellerei St. Michael-Eppan in Südtirol. Ende der 1980er Jahre habe man mit einer Offensive gegen das schlechte Image der Südtiroler Weine ein Umdenken erreicht, das zu standortgerechten Neupflanzungen, Ertragsreduzierung und schließlich deutlich besseren Einkommen führte. Die Konzentration auf wenige Leitsorten stärke die Marke „Südtiroler Wein”, die durch Pressearbeit und Marketingmaßnahmen sowie eine enge Zusammenarbeit mit dem Tourismus vorangebracht werde.
Stephan Danner, Vizepräsident des Badischen Weinbauverbands, zog schließlich ein Fazit: „Die Vorträge haben gezeigt, dass wir auf Solidarität in Sachen Herkunftskommunikation angewiesen sind.” Danner appellierte an alle Mitglieder, die Bemühungen des Weinbauverbands zu unterstützen. „Wir müssen an die Macher an der Basis denken!”
Dem Weinbautag war die Mitgliederversammlung des Badischen Weinbauverbands vorangegangen. Die zahlreichen Anwesenden vor Ort sowie eine große Zahl an digital Teilnehmenden verdeutlichten das Interesse an der Verbandsarbeit. „Wir hatten schon schönere Zeiten”, beklagte der Präsident des Badischen Weinbauverbands, Rainer Zeller. Man sei jedoch erleichtert, dass das Nachhaltigkeitsgesetz SUR zurückgezogen wurde, die Steuervorteile für landwirtschaftliche Fahrzeuge erhalten bleiben und Glyphosat bis 2033 zugelassen ist. Der Verband wolle aber auch weiterhin anstehende Veränderungen begleiten. Ein Strategiepapier „Weinbau 2023” sei in Arbeit.
Welche biodiversitätssteigernden und nachhaltigkeitsfördernden Maßnahmen im Weinbau möglich sind, stellte Dr. Michael Breuer vom Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg (WBI) dar. In der Forschung sei man durch neue Rebklone und biotechnische Verfahren bereits sehr weit. Es gelte des Weiteren, beispielsweise die Applikationstechnik und die mechanische Unterstockpflege zu optimieren.
Über einen mühsamen Weg zum Erfolg berichtete Hans Terzer von der Kellerei St. Michael-Eppan in Südtirol. Ende der 1980er Jahre habe man mit einer Offensive gegen das schlechte Image der Südtiroler Weine ein Umdenken erreicht, das zu standortgerechten Neupflanzungen, Ertragsreduzierung und schließlich deutlich besseren Einkommen führte. Die Konzentration auf wenige Leitsorten stärke die Marke „Südtiroler Wein”, die durch Pressearbeit und Marketingmaßnahmen sowie eine enge Zusammenarbeit mit dem Tourismus vorangebracht werde.
Stephan Danner, Vizepräsident des Badischen Weinbauverbands, zog schließlich ein Fazit: „Die Vorträge haben gezeigt, dass wir auf Solidarität in Sachen Herkunftskommunikation angewiesen sind.” Danner appellierte an alle Mitglieder, die Bemühungen des Weinbauverbands zu unterstützen. „Wir müssen an die Macher an der Basis denken!”
Dem Weinbautag war die Mitgliederversammlung des Badischen Weinbauverbands vorangegangen. Die zahlreichen Anwesenden vor Ort sowie eine große Zahl an digital Teilnehmenden verdeutlichten das Interesse an der Verbandsarbeit. „Wir hatten schon schönere Zeiten”, beklagte der Präsident des Badischen Weinbauverbands, Rainer Zeller. Man sei jedoch erleichtert, dass das Nachhaltigkeitsgesetz SUR zurückgezogen wurde, die Steuervorteile für landwirtschaftliche Fahrzeuge erhalten bleiben und Glyphosat bis 2033 zugelassen ist. Der Verband wolle aber auch weiterhin anstehende Veränderungen begleiten. Ein Strategiepapier „Weinbau 2023” sei in Arbeit.
Vereinfachung versprochen
Als politischer Vertreter trat
Landwirtschaftsminister Peter Hauk ans Rednerpult. Er versprach, sich
für eine Vereinfachung der Rahmenbedingungen und bürokratische
Erleichterungen einzusetzen. Mit Hinweis auf Erreichtes: Die Mehr-
gefahrenversicherung werde nach dreijähriger Testphase nun regulär und Pflanzgenehmigungen behielten ihre Gültigkeit für bis zu acht Jahre. Des Weiteren unterstütze das Land weiterhin die Durchführung der Baden-Württemberg Classics. Weniger Weinkonsum erfordere dennoch Anpassungen. Rodungen und die Aufnahme mehrjähriger Brachen in die Öko-Regelung würde „etwas Druck aus dem Kessel nehmen”, so Hauk. Zeller appellierte an den Minister, die Weinbaubranche bei künftigen Gesprächen miteinzubeziehen. Reinhold Pix, Landtagsabgeordneter (Bündnis 90/Die Grünen) und selbst Winzer, favorisierte, Leistungen der Landwirtschaft zu fördern, um einen Ausgleich von Ökologie und Ökonomie zu erreichen. Hans-Peter Storz (MDL, SPD) formulierte seine Ziele so: „Nicht verhindern und verbieten, sondern gemeinsam unterstützen.” Hans-Ulrich Rülke (Fraktionsvorsitzender, FDP) wiederum verwies auf das Bürokratie-Entlastungspaket, das auf den Weg gebracht worden sei. Ergebnisse seien allerdings leider noch nicht sichtbar.
Seinen Vorrednern stimmte Klaus Schneider, Präsident des Deutschen Weinbauverbands (DWV), nicht in allem zu. Erfolge habe man bei der Kennzeichnungspflicht durch die Einführung des QR-Codes erzielt, während aus Brüssel noch keine Aussage zur Finanzierung der Schutzgemeinschaften erfolgt sei. Im Hinblick auf den Pflanzenschutz sei zudem damit zu rechnen, dass SUR wiederkomme. Schneider forderte, bei der Bewertung Mehrjahreszeiträume zu saldieren. Zur Entlastung des Marktes sprach er den Vorschlag der Rotationsbrache an und forderte einen europaweiten Anbaustopp für drei Jahre. Produkte und Produktionsweise müssten generell überprüft werden. „Wir müssen an Zielgruppen angepasst produzieren und gegebenenfalls nachsteuern.” Für unrentable Flächen, die zum Erhalt der Kulturlandschaft jedoch wichtig seien, müssten Kommunen und Tourismus mit ins Boot geholt werden.
Holger Klein, Geschäftsführer des Badischen Weinbauverbands, trug den Jahresbericht vor: Die Zahl der Mitglieder sei sehr stabil und habe sich nur unwesentlich von 453 auf 449 verändert. In der Bilanz musste dennoch ein Verlust von 122.000 Euro ausgewiesen werden, der im Wesentlichen auf nicht vorhersehbare, massive Kürzungen für die Durchführung der Qualitätsweinprüfung seitens des MLR sowie auf höhere Beitragszahlungen an den Deutschen Weinbauverband zurückzuführen sei. Diese seien 2023 erstmals nach dem Austritt der Genossenschaften aus dem DWV angefallen. Die aus dem Austritt resultierenden Mindereinnahmen des DWV müssten künftig von den Regionalverbänden getragen werden. Um die Mehrausgaben für den Badischen Weinbauverband zu kompensieren, kündigte Klein einen rigorosen Sparkurs an. Auf der Tagesordnung standen zudem Satzungsänderungen, denen die Mitglieder vollumfänglich zustimmten. So ist es beispielsweise künftig möglich, Abstimmungen und Wahlen auch digital durchzuführen.
Im Rahmen der Mitgliederversammlung wurde sodann Klaus Tröndlin für sein langjähriges Engagement in der Ausbildung geehrt. Vizepräsident Thomas Walz würdigte die besondere Leistung des ehemaligen Kellermeisters der WG Schliengen, der zur Förderung des Berufsnachwuchses eine Stiftung gegründet hat, die den jeweiligen jahrgangsbesten Absolventen in den Berufen Winzer und Weintechnologe Preise verleiht.
Des Weiteren referierte Miriam Berner vom Deutschen Weinbauverband über zeitgemäße Weinbaupolitik und kündigte ein Zukunftsprogramm Pflanzenschutz an, das ab 2025 in Kraft treten soll.
gefahrenversicherung werde nach dreijähriger Testphase nun regulär und Pflanzgenehmigungen behielten ihre Gültigkeit für bis zu acht Jahre. Des Weiteren unterstütze das Land weiterhin die Durchführung der Baden-Württemberg Classics. Weniger Weinkonsum erfordere dennoch Anpassungen. Rodungen und die Aufnahme mehrjähriger Brachen in die Öko-Regelung würde „etwas Druck aus dem Kessel nehmen”, so Hauk. Zeller appellierte an den Minister, die Weinbaubranche bei künftigen Gesprächen miteinzubeziehen. Reinhold Pix, Landtagsabgeordneter (Bündnis 90/Die Grünen) und selbst Winzer, favorisierte, Leistungen der Landwirtschaft zu fördern, um einen Ausgleich von Ökologie und Ökonomie zu erreichen. Hans-Peter Storz (MDL, SPD) formulierte seine Ziele so: „Nicht verhindern und verbieten, sondern gemeinsam unterstützen.” Hans-Ulrich Rülke (Fraktionsvorsitzender, FDP) wiederum verwies auf das Bürokratie-Entlastungspaket, das auf den Weg gebracht worden sei. Ergebnisse seien allerdings leider noch nicht sichtbar.
Seinen Vorrednern stimmte Klaus Schneider, Präsident des Deutschen Weinbauverbands (DWV), nicht in allem zu. Erfolge habe man bei der Kennzeichnungspflicht durch die Einführung des QR-Codes erzielt, während aus Brüssel noch keine Aussage zur Finanzierung der Schutzgemeinschaften erfolgt sei. Im Hinblick auf den Pflanzenschutz sei zudem damit zu rechnen, dass SUR wiederkomme. Schneider forderte, bei der Bewertung Mehrjahreszeiträume zu saldieren. Zur Entlastung des Marktes sprach er den Vorschlag der Rotationsbrache an und forderte einen europaweiten Anbaustopp für drei Jahre. Produkte und Produktionsweise müssten generell überprüft werden. „Wir müssen an Zielgruppen angepasst produzieren und gegebenenfalls nachsteuern.” Für unrentable Flächen, die zum Erhalt der Kulturlandschaft jedoch wichtig seien, müssten Kommunen und Tourismus mit ins Boot geholt werden.
Holger Klein, Geschäftsführer des Badischen Weinbauverbands, trug den Jahresbericht vor: Die Zahl der Mitglieder sei sehr stabil und habe sich nur unwesentlich von 453 auf 449 verändert. In der Bilanz musste dennoch ein Verlust von 122.000 Euro ausgewiesen werden, der im Wesentlichen auf nicht vorhersehbare, massive Kürzungen für die Durchführung der Qualitätsweinprüfung seitens des MLR sowie auf höhere Beitragszahlungen an den Deutschen Weinbauverband zurückzuführen sei. Diese seien 2023 erstmals nach dem Austritt der Genossenschaften aus dem DWV angefallen. Die aus dem Austritt resultierenden Mindereinnahmen des DWV müssten künftig von den Regionalverbänden getragen werden. Um die Mehrausgaben für den Badischen Weinbauverband zu kompensieren, kündigte Klein einen rigorosen Sparkurs an. Auf der Tagesordnung standen zudem Satzungsänderungen, denen die Mitglieder vollumfänglich zustimmten. So ist es beispielsweise künftig möglich, Abstimmungen und Wahlen auch digital durchzuführen.
Im Rahmen der Mitgliederversammlung wurde sodann Klaus Tröndlin für sein langjähriges Engagement in der Ausbildung geehrt. Vizepräsident Thomas Walz würdigte die besondere Leistung des ehemaligen Kellermeisters der WG Schliengen, der zur Förderung des Berufsnachwuchses eine Stiftung gegründet hat, die den jeweiligen jahrgangsbesten Absolventen in den Berufen Winzer und Weintechnologe Preise verleiht.
Des Weiteren referierte Miriam Berner vom Deutschen Weinbauverband über zeitgemäße Weinbaupolitik und kündigte ein Zukunftsprogramm Pflanzenschutz an, das ab 2025 in Kraft treten soll.