Nachrichten | 29. April 2020

Weine, die mir selbst schmecken

Von Petra Littner
Daniel Bach hat 2014 in Kenzingen-Hecklingen ein Weingut gegründet. Nach mühseligem Aufbau zahlt sich die Geduld aus: Seine Bioweine finden immer mehr Liebhaber.
Daniel Bach hat eine eigenwillige Philosophie zur Weinbereitung. Von seiner wachsenden Kundschaft wird die individuelle Prägung sehr geschätzt.
Recht unscheinbar, im Ortskern des 1260-Einwohner-Dorfes Hecklingen, einem von drei Ortsteilen der Stadt Kenzingen im Breisgau, befindet sich das Anwesen, in dem Daniel Bach seinen Traum verwirklicht: In dem Bauernhaus, das früher abwechselnd örtliches Postamt, Schule und „Steuernehmerei” war, hat er die Produktionsstätte für seine Weine eingerichtet. Der Naturkeller bietet ein ideales Klima für die Lagerung mit optimaler Temperatur und Luftfeuchtigkeit.
 „Ich wollte schon immer etwas Eigenes machen”, erklärt der 37-Jährige seinen Schritt in die Selbstständigkeit. Schon lange sei für ihn klar gewesen, dass er keiner Mode folgen, sondern seinen eigenen Weg finden wollte. Die Gesellenjahre beim Weingut Huber in Malterdingen haben ihm dafür das nötige Rüstzeug mitgegeben, erste Gehversuche in der Weinbereitung unternahm er 2009 mit einem Barriquefass Spätburgunder. 
Dennoch machte er während seiner Festanstellung einen Schnitt und reiste 2013 nach Neuseeland. Ein Dreivierteljahr lang sammelte er bei „Work and Travel” viele Erfahrungen. Bach arbeitete in Saisonspitzen auf Weingütern, zum Beispiel in Central Otago auf der weinbaulich geprägten Südinsel, und besuchte als Gast Vorlesungen an der Uni in Christchurch. Er lernte andere junge Menschen mit gleichen Interessen kennen, tauschte sich mit Praktikanten bei der Arbeit in den Reben aus und erhielt dadurch viele Impulse, die ihm nach der Rückkehr den nötigen Antrieb für die Betriebsgründung gaben.
Bei Null angefangen
Per Zufall kam Daniel Bach an zwei Rebstücke in seinem Heimatort Hecklingen. Die  Spätburgunderreben hatten bereits ein beträchtliches Alter, laut Weinbaukartei datiert ihre Pflanzung auf die Jahre 1967 und 1973. „Ich wollte die alten Weinstöcke keinesfalls roden, sondern das Potenzial der naturgemäß ertragsreduzierten Reben nutzen”, sagt Bach. Damit startete die Betriebsgründung, die für ihn ansonsten bei Null beziehungsweise nur einem Traktor mit Anhänger begann. Aus den anfänglichen 40 Ar sind inzwischen 70 Ar Rebfläche geworden. Für Bach gerade noch im Nebenerwerb machbar.
Daniel Bach qualifizierte sich mit der Prüfung zum Winzermeister weiter. Das bestärkte auch seine Vorliebe für nachhaltige Wirtschaftsweise. Bioweinbau sei aufwendiger, das nehme er aber in Kauf. Einige Arbeitsschritte ließen sich sogar kombinieren. Zum Beispiel könne man während der Bodenbearbeitung mit der Rollhacke auch gleich Pflanzenschutz ausbringen und so unnötig häufiges Befahren vermeiden.
Durch die intensive Auseinandersetzung mit der Arbeit im Weinberg und im Keller hat Daniel Bach auch ein tiefes Verständnis für die natürlichen Vorgänge entwickelt. Und es  machte ihn neugierig: An ausgewählten Stücken testet er den Rebschnitt nach Mondphasen.
Weinverkauf gestartet
Ob’s was bringt? Bach weiß es noch nicht, ist aber vom „Sanften Rebschnitt” überzeugt. „Es macht Sinn, die Saftbahnen am Leben zu erhalten und den Stock so aufzubauen, dass er widerstandsfähiger wird.” Daniel Bach folgt damit einer Südtiroler Schnittmethode nach Marco Simonit und Pierpaolo Sirch und tauscht sich darüber auch mit dem  Beratungsdienst Ökologischer Weinbau aus.
2019 hat Daniel Bach seine ersten Weine in den Verkauf gebracht. Ausschließlich Spätburgunder, der älteste vom Jahrgang 2015, alle maischevergoren und im klassischen Barriquefass trocken ausgebaut. Die ausgeprägte Fruchtnote, untermalt durch einen dezenten Holzton, fand schnell viele Liebhaber, die auch Gefallen an der Serie „Alte Rebe” fanden. Dieser Spätburgunder erhält im neueren Barrique eine ausdrucksstarke Struktur mit weichen Tanninen.
2017 wagte sich der Jungwinzer an Weißburgunder, der aber im gleichen Jahr dem Frost zum Opfer fiel. Nur ein einziges Fass konnte gekeltert werden. Der 2018er Jahrgang sei hingegen vielversprechend. Sein neuestes Projekt ist ein 10-Ar-Stück mit Chardonnay, von dem Bach aber frühestens in drei bis vier Jahren den ersten Wein präsentieren wird.
Die Weine aus der „Weinwerkstatt”, gewachsen am Hecklinger Schloßberg und Riegeler Michaelsberg, weisen keine Lagenbezeichnung auf. Auf dem schlichten Etikett mit den Initialen „DB” werden nur „Baden” und neben der Rebsorte die obligatorischen Angaben genannt.