Weinbauverband | 05. April 2019

Diesmal keine Quickies

Von Petra Littner
Der Badische Weinbauverband hat in seiner diesjährigen Frühlings- und Sommerwein-Prämierung insgesamt 48 Erzeugnisse ausgezeichnet. Dem Jahrgang 2018 mit hohen Qualitäten entsprechend waren es weniger Anstellungen.
Weinbauverbandspräsident Kilian Schneider und Geschäftsführer Peter Wohlfarth stellten die prämierten Frühlings- und Sommerweine vor.
Kilian Schneider, Präsident des Badischen Weinbauverbands, zeigte sich zufrieden: „Aufgrund der frühen Ernte konnten die Weine einen Monat länger reifen”, erklärte er eingangs den Pressevertretern, die gespannt auf die Vorstellung der Prämierungsergebnisse warteten. „Wir verkosten diesmal keine Quickies”, sagte er scherzhaft und steigerte damit  die Neugier, bevor die Weinbauverbandsmitarbeiter Manuela Krayer und Eberhard Luibrand einige typische Tropfen ausschenkten.
Die Jungweine stehen rechtzeitig für das Aufeinandertreffen von Ostern, Spargel und schönem Wetter bereit, nachdem sie am 20. Februar einer sorgfältigen Prüfung unterzogen worden sind, erläuterte Geschäftsführer Peter Wohlfarth. Zugelassen waren Weißweine, Roséweine und Weißherbste mit einem maximalen Alkoholgehalt von 12,5 Volumenprozent. Mit dem Erreichen der Bewertung „Goldmedaille” darf sich ein Wein sodann zur Spitze der Badischen Frühlings- und Sommerweine zählen.
Klare Bewertungskriterien
48 Weine aus ganz Baden haben die Kriterien erfüllt – im Vorjahr waren es 61, rund 73 Prozent davon sind trocken ausgebaut, angestellt wurden 89 (110). Dass diesmal weniger Erzeugnisse zu bewerten waren, sei dem Jahrgang geschuldet, so Wohlfarth. Aufgrund der andauernden Hitze habe man insgesamt höhere Alkoholwerte erhalten, wolle von der Systematik jedoch nicht abweichen, nur um mehr Weine prämieren zu können.
Unter den Gewinnern stechen derweil die Weißwein-Cuvée Kabinett der Burkheimer Winzer eG und der Spätburgunder Rosé Qualitätswein trocken des Winzerkellers Hex vom Dasenstein in Kappelrodeck hervor, die beide die höchste erreichbare Punktzahl errangen. Fünf weitere Weine liegen knapp darunter: Müller-Thurgau Qualitätswein trocken, WG Oberbergen; Riesling Kabinett trocken,  Silvaner Kabinett trocken und Müller-Thurgau Kabinett, Sasbacher Winzerkeller; Riesling Kabinett trocken, Alde Gott Winzer Sasbachwalden. Im Übrigen findet man bei den Preisträgern 22 Winzergenossenschaften und fünf Weingüter/Weinhäuser.
Neues vom Weinbauverband
Strahlendes Gelb mit grünlichen Reflexen oder auch zartes Rosé sind gewünschte Farben typischer Frühlings- und Sommerweine.
Schneider und Wohlfarth nutzten die Gelegenheit nicht zuletzt, um über Neuigkeiten aus dem Weinbauverband zu informieren. So werde bei der Landesweinprämierung die Zahl der Ehrenpreisträger von 21 auf 16 reduziert und die Bepunktung der Weine mit mehr Gewicht versehen. Die Gebühr pro angestelltem Wein belasse man bei 55 Euro, der Mitgliedsbeitrag werde jedoch von 24,50 Euro auf 32 Euro je Hektar Rebfläche erhöht. Diese Steigerung um zirka 30 Prozent wurde von den Mitgliedern mit dem Ziel einer gerecht verteilten Finanzierung des Weinbauverbands akzeptiert.
Geschäftsführer Wohlfarth erwähnte zudem die laufenden Diskussionen über neue Kompetenzen, Pflichten und Verantwortung in Zusammenhang mit der geplanten Schutzgemeinschaft. Des Weiteren wolle man Änderungen im Bezeichnungsrecht auch auf Verbraucherwünsche abstimmen, für die in Kürze Ergebnisse aus einer Studie erwartet werden.
Mit der Anschaffung eines Hagelfliegers seien die Bereiche Kaiserstuhl und Tuniberg dem Beispiel der Ortenau gefolgt, wo bereits zwei Flugzeuge eingesetzt werden. Schneider ergänzte, dass es aufgrund unterschiedlicher  Interessen keine gesamtbadische Lösung geben werde. „Für die Bereiche Kaiserstuhl und Tuniberg wird der Hagelflieger in Bremgarten stationiert”, sagte Kilian Schneider. Der Hagelflieger der Ortenau startet von Offenburg aus.
In Bezug auf die badische Weinwerbung bezog Wohlfarth klare Stellung: „Unser Ziel ist es, diese zu erhalten.”
Präsident Kilian Schneider nimmt Abschied
Aus gesundheitlichen Gründen wird Kilian Schneider, Präsident des Badischen Weinbauverbands, bei den Neuwahlen im Januar 2020 nicht wieder kandidieren. Im Rahmen der Frühlings- und Sommerwein-Vorstellung gab der 60-Jährige diese Entscheidung bekannt.
Zehn Jahre hat sich Schneider, der aus Vogtsburg-Schelingen im Kaiserstuhl stammt, dann mit großem Fachwissen und viel Leidenschaft für den Weinbau in Baden, die Winzerinnen und Winzer sowie den Berufsnachwuchs bis auf europäischer Ebene eingesetzt. Ein Präsident mit Leib und Seele eben, der seine Pflichten stets sehr ernst genommen und dafür viel Freizeit investiert hat.
Dass ihn die Folgen seiner Krankheit körperlich stark einschränken, sieht Schneider realistisch: „Autofahren und auswärts übernachten geht einfach nicht mehr”, erklärte er. Seinen Weinbaubetrieb in Schelingen hat der Winzermeister bereits aufgegeben. „Mein Amt will ich richtig gut zu Ende bringen, aber auch den Verband frühzeitig informieren, damit ein Nachfolger gesucht werden kann.”
Kilian Schneider wird sich allerdings nicht zurücklehnen. Vielmehr plant er, bei der WG Oberbergen, bei der er Aufsichtsratsvorsitzender ist, künftig im Sonntagsverkauf als Weinberater mitzuhelfen. Außerdem will er das Qualitätsmanagement im Weinberg unterstützen. „Dafür werde ich mir einen geländegängigen Rollstuhl anschaffen”, betont Schneider mit entschlossener Zuversicht.