Fachliches
| 11. Dezember 2017
Rapider Anstieg ab 65
Von Gerti Fluhr-Meyer
Landwirtinnen und Landwirte, darunter insbesondere Winzer, die viel im Freien arbeiten, zählen zu den Hochrisikogruppen für Weißen Hautkrebs. Eine Studie zeigt: Über 65 ist fast jeder Zweite betroffen.
Bei allen Arbeiten in der Sonne sind Landwirtinnen und Landwirte UV-Strahlung ausgesetzt. Diese gilt als Hauptursache für die Erkrankung. Doch wie häufig Weißer Hautkrebs in der Berufsgruppe tatsächlich ist, war bislang nicht genau bekannt.
Vergangenes Jahr untersuchten Hautärzte der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein der Technischen Universität (TU) München anlässlich des Oktoberfests in München beim Zentral-Landwirtschaftsfest (ZLF) Freiwillige auf Weißen Hautkrebs und Vorstufen davon. Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit der
Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) erstellt.
Insgesamt nahmen 2701 ZLF-Besucherinnen und -Besucher an der Studie teil. Bei einem Viertel (26,4 Prozent) davon wurde Weißer Hautkrebs oder eine Vorstufe entdeckt, wie die jetzt vorliegenden Ergebnisse zeigen.
Hoher Behandlungsbedarf
Dabei waren hinsichtlich der Häufigkeit allerdings deutliche
Altersunterschiede festzustellen: Während die Mediziner bei den 18- bis
44-Jährigen nur bei 4,2 Prozent fündig wurden, stieg ab 65 die Rate an
auffälligen Hautveränderungen rapide an. Bei den 65- bis 74-Jährigen
wurde bei rund der Hälfte (48,4 Prozent) der Studienteilnehmer Weißer
Hautkrebs entdeckt, bei den über 75-Jährigen sogar bei 60,4 Prozent!
„Die
Daten zeigen einen hohen Behandlungsbedarf, der in diesem Umfang
bislang nicht erfasst war”, sagt Alexander Zink, Oberarzt an der
Dermatologischen Klinik der TU München. „Betroffen sind vor allem
Ältere. Das verwundert nicht. Bis aus UV-Schäden der Haut Weißer
Hautkrebs entsteht, kann es bis zu 20 Jahre dauern.”
Bei der Vorsorge hapert´s
Doch die Studie offenbarte noch mehr. Auch bei der
Vorsorge hapert es. Diese ist wegen der langen Entstehungszeit der
Krankheit schon in jungen Jahren sehr wichtig. Aber viele Landwirte
scheinen sich ihres erhöhten Hautkrebsrisikos nicht bewusst und handeln
nicht danach.
Von den in Außenberufen tätigen Befragten benutzen 58,6
Prozent – also deutlich mehr als die Hälfte – eigenen Angaben zufolge an
einem normalen Arbeitstag im Freien keine Sonnencreme mit
Lichtschutzfaktor. Dabei gilt das Eincremen ungeschützter Körperpartien
neben textilem Schutz durch Sonnenhut, langärmliges T-Shirt und lange
Hosen als wirksames Mittel, um der Entstehung von Weißem Hautkrebs bei
Arbeiten in der Sonne vorzubeugen.
Deutlich mehr als jeder Zweite (58,3 Prozent) der auf dem ZLF Befragten war zudem noch nie bei einer Hautkrebs-Vorsorgeuntersuchung. Diese ist besonders wichtig, da Weißer Krebs sehr gut heilbar ist – vorausgesetzt, er wird frühzeitig erkannt. Jeder gesetzlich Versicherte hat ab dem 35. Lebensjahr darauf alle zwei Jahre Anspruch, Versicherte der LKK jährlich.
Deutlich mehr als jeder Zweite (58,3 Prozent) der auf dem ZLF Befragten war zudem noch nie bei einer Hautkrebs-Vorsorgeuntersuchung. Diese ist besonders wichtig, da Weißer Krebs sehr gut heilbar ist – vorausgesetzt, er wird frühzeitig erkannt. Jeder gesetzlich Versicherte hat ab dem 35. Lebensjahr darauf alle zwei Jahre Anspruch, Versicherte der LKK jährlich.
Noch geringer ist die Zahl
derjenigen, die regelmäßig selbst oder mit Hilfe von Angehörigen ihre
Haut nach verdächtigen Stellen absuchen. Laut eigener Aussage tut das
nur ein Viertel (25,8 Prozent) der Interviewten.
Aufklärung dringend notwendig
Aus Sicht von
Hautarzt Alexander Zink zeigen diese Ergebnisse vor allem eines: Die
bestehenden Konzepte zur Vorsorge reichen nicht aus. „Weißem Hautkrebs
kann man durch Sonnenschutz gut vorbeugen, und wenn er rechtzeitig
erkannt wird, ist er auch sehr gut heilbar”, meint der Mediziner.
„Das
ist aber offensichtlich noch viel zu wenig bekannt. Wir müssen besser
aufklären.” Angefangen damit haben er und seine Kollegen schon auf dem
Zentral-Landwirtschaftsfest.
Mit welchem Erfolg – das soll jetzt eine
Folgestudie zeigen. 1200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der ersten
Untersuchung haben sich bereit erklärt, sich auch daran zu beteiligen. „Ich bin gespannt, was sich verändert hat”, sagt Alexander Zink.
Sonnenschutz ist das A und O, um weißem Hautkrebs
vorzubeugen. Wie schützen Sie sich vor der Sonne? In Zusammenarbeit mit der Sozialversicherung für
Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) führt die Technische
Universität München eine deutschlandweite Kurzumfrage durch.
Helfen Sie mit – es dauert nur ein bis zwei Minuten! Die Antworten
dienen dazu, die Aufklärung über Hautkrebs und seine Vorsorge zu
verbessern.
Hintergrund: Weißer Hautkrebs
Weißer Hautkrebs ist die häufigste Krebsart der hellhäutigen Bevölkerung weltweit. In Deutschland erkranken jährlich etwa 250000 Menschen daran. Die Krebsart ist weitaus häufiger als der Schwarze Hautkrebs, der jährlich bei bundesweit ungefähr 36000 Menschen festgestellt wird.
Hauptrisikofaktor ist die UV-Strahlung der Sonne. Menschen, die besonders viel im Freien arbeiten, haben deshalb ein erhöhtes Risiko zu erkranken. Seit 2015 ist Weißer Hautkrebs eine anerkannte Berufskrankheit bei Landwirten und anderen Außenberufsgruppen.
Wichtigste Vorsorge ist Sonnenschutz. Am wirksamsten sind sonnendichte Kleidung und Kopfbedeckungen. Freiliegende Hautpartien sollten mit einem Sonnenschutzmittel mit einem Lichtschutzfaktor über 30 eingecremt werden, das sowohl gegen UVA- als auch UVB-Strahlung wirkt. Der Schutz sollte alle zwei Stunden erneuert werden.
Hauptrisikofaktor ist die UV-Strahlung der Sonne. Menschen, die besonders viel im Freien arbeiten, haben deshalb ein erhöhtes Risiko zu erkranken. Seit 2015 ist Weißer Hautkrebs eine anerkannte Berufskrankheit bei Landwirten und anderen Außenberufsgruppen.
Wichtigste Vorsorge ist Sonnenschutz. Am wirksamsten sind sonnendichte Kleidung und Kopfbedeckungen. Freiliegende Hautpartien sollten mit einem Sonnenschutzmittel mit einem Lichtschutzfaktor über 30 eingecremt werden, das sowohl gegen UVA- als auch UVB-Strahlung wirkt. Der Schutz sollte alle zwei Stunden erneuert werden.
Früherkennung entscheidend
Ganz entscheidend ist eine frühe Erkennung, dann sind die
Heilungschancen groß: Weißer Hautkrebs muss nicht weiß sein, sondern
ist meist haut- oder fleischfarben. Er ist für Laien nicht einfach
festzustellen. Ekzeme, Verletzungen, Warzen oder Narben sehen ähnlich
aus. Deshalb: Gehen Sie zur Hautkrebs-Vorsorgeuntersuchung. Jeder
gesetzlich Versicherte hat ab dem 35. Lebensjahr alle zwei Jahre darauf
Anspruch. Die Landwirtschaftliche Krankenkasse (LKK) in
Baden-Württemberg gewährt ihren Mitgliedern ab 20 Jahren jährlich diese
Früherkennungsuntersuchung.
Beobachten Sie Ihre Haut selbst und lassen Sie sich bei verdächtigen Veränderungen untersuchen.
Mehr Informationen bieten www.krebshilfe.de sowie www.svlfg.de.
Beobachten Sie Ihre Haut selbst und lassen Sie sich bei verdächtigen Veränderungen untersuchen.
Mehr Informationen bieten www.krebshilfe.de sowie www.svlfg.de.
Doch wie ist das nun mit Vitamin D, das vor allem in der Haut durch UV-Strahlung gebildet wird und sich laut Medizinern positiv auf die Knochengesundheit auswirkt? Hautarzt Dr. Alexander Zink verweist hierbei auf die Ärztezeitung vom 30.11.2015. Dort heißt es, man solle sich für einen gesunden Vitamin-D-Spiegel in Frühjahr, Sommer und Herbst zwei- bis dreimal pro Woche wenige Minuten mit etwa 18 Prozent der Körperoberfläche, zum Beispiel Händen, Armen und Gesicht, der Sonne aussetzen.