Fachliches
| 01. Juni 2022
Wer war zuerst da – Rot oder Weiß?
Von der Redaktion
Weiße Beeren stammen ursprünglich von roten Beeren ab. Wovon man auch beim Riesling lange ausging, stellt nun eine Studie des Julius-Kühn-Instituts (JKI) in Frage. Die Forscherinnen und Forscher haben Erstaunliches herausgefunden.
Die Vorfahren der heute kultivierten Rebsorten (Vitis vinifera) sowie fast alle wilden Vitis-Arten haben zum Zeitpunkt der Reife dunkle Beeren. Daher wurde auch bei der Weißwein-Rebsorte „Weißer Riesling”, landläufig schlicht Riesling genannt, angenommen, dass diese weißbeerige Kulturform aus dem rotbeerigen Zwilling „Roter Riesling” entstanden ist.
Eine Studie des JKI-Fachinstituts für Rebenzüchtung widerlegt nun, wovon die Fachwelt lange Zeit ausging: „Da man immer wieder spontane Mutationen der roten Traube zu weißen Beeren beobachtete, jedoch nie umgekehrt, nahm man an, dass der Rote Riesling die ursprüngliche Rebsorte ist”, so Dr. Franco Röckel vom JKI in Siebeldingen. „Doch die Untersuchung der Chromosomensätze (Haplophase) des Roten Riesling-Genoms gaben uns letztendlich Gewissheit: Die Haplophase, die in der roten Sorte zur Farbe führt, stammt ursprünglich von dem weißbeerigen Elternteil. Folglich muss die Mutation zu Rot im Weißen Riesling passiert sein.”
Die Eltern der Riesling-Rebe sind der weißbeerige „Weißer Heunisch” und vermutlich ein Sämling von „Traminer” und V. sylvestris mit unbekannter Beerenfarbe. Daher hätte die rote Farbe theoretisch von dem zweiten Elternteil herrühren können.
Eine Studie des JKI-Fachinstituts für Rebenzüchtung widerlegt nun, wovon die Fachwelt lange Zeit ausging: „Da man immer wieder spontane Mutationen der roten Traube zu weißen Beeren beobachtete, jedoch nie umgekehrt, nahm man an, dass der Rote Riesling die ursprüngliche Rebsorte ist”, so Dr. Franco Röckel vom JKI in Siebeldingen. „Doch die Untersuchung der Chromosomensätze (Haplophase) des Roten Riesling-Genoms gaben uns letztendlich Gewissheit: Die Haplophase, die in der roten Sorte zur Farbe führt, stammt ursprünglich von dem weißbeerigen Elternteil. Folglich muss die Mutation zu Rot im Weißen Riesling passiert sein.”
Die Eltern der Riesling-Rebe sind der weißbeerige „Weißer Heunisch” und vermutlich ein Sämling von „Traminer” und V. sylvestris mit unbekannter Beerenfarbe. Daher hätte die rote Farbe theoretisch von dem zweiten Elternteil herrühren können.
Neue Genvariante gefunden
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Geilweilerhof in
Siebeldingen untersuchten zunächst zwei Gene (VvmybA1 und VvmybA2), von
denen bekannt ist, dass sie die Farbgebung dunkler Weinbeeren
regulieren. In weißen Rebsorten sind diese Genabschnitte verändert
(mutiert). Daher bilden sie zu Reifebeginn keine Farbpigmente in den
Beeren aus. Die Ergebnisse der PCR-Tests und Sequenzierungen des Roten
Rieslings überraschten jedoch: Keines der beiden bekannten Gene VvmybA1
und VvmybA2 war für die rote Farbe der Trauben verantwortlich.
Um den unbekannten Genort für die Farbbildung eingrenzen zu können, erzeugte Röckel mithilfe von Selbstbefruchtung Sämlinge des Weißen und Roten Riesling, deren Farbausprägung auf beiden Chromosomen identisch codiert ist (homozygote Allele).
Um den unbekannten Genort für die Farbbildung eingrenzen zu können, erzeugte Röckel mithilfe von Selbstbefruchtung Sämlinge des Weißen und Roten Riesling, deren Farbausprägung auf beiden Chromosomen identisch codiert ist (homozygote Allele).
Bei den
anschließend durchgeführten PCR-Tests fand man ein neues Produkt, das
sich bei genaueren Untersuchungen als eine bisher unbekannte
VvmybA-Genvariante (VvmybA3/1RR) herausstellte. Diese Genvariante
ist ebenfalls in der Lage, die Farbbildung bei der Beerenreife
einzuleiten.
Einzelne Pflanze als Ursprung vermutet
Um zu klären, von welchem Elternteil die mutierte
Haplophase abstammt, analysierte der JKI-Wissenschaftler die reinerbigen
Nachkommen des Roten Riesling mithilfe sogenannter SSR-Marker
(Mikrosatelliten). Diese charakteristischen Gensequenzen, die einem
genetischen Fingerabdruck entsprechen, erlauben die eindeutige Zuordnung
zu dem Elter „Weißer Heunisch”.
Folglich muss VvmybA3/1RR durch eine
Mutation im Weißen Riesling entstanden sein, da weder eine vergleichbare
rote Heunisch-Farbmutante heutzutage bekannt ist noch in der
Vergangenheit beschrieben wurde, die die Mutation hätte vererben können.
Alle rund 17 untersuchten Riesling Rot-Klone der Studie weisen dieselbe Mutation auf. Die JKI-Forscher gehen deshalb davon aus, dass die Mutation einmalig in Weißem Riesling entstanden und folglich auf eine mutierte Pflanze zurückzuführen ist. Weshalb aber Riesling Rot immer wieder zu weiß zurückmutiert, bleibt ungeklärt.
Alle rund 17 untersuchten Riesling Rot-Klone der Studie weisen dieselbe Mutation auf. Die JKI-Forscher gehen deshalb davon aus, dass die Mutation einmalig in Weißem Riesling entstanden und folglich auf eine mutierte Pflanze zurückzuführen ist. Weshalb aber Riesling Rot immer wieder zu weiß zurückmutiert, bleibt ungeklärt.