Nachrichten | 30. Juni 2017

Winzerkeller baute Umsatz aus

Von Hans Hörl
Der Badische Winzerkeller hat 2016 einen Umsatzzuwachs von 2,1 Prozent auf 42,2 Millionen Euro erreicht. Das Traubengeld erhöhte sich geringfügig auf 9330 Euro pro Hektar.
Die Winzerkeller-Vorstände Eckart Escher (links) und Peter Schuster.
Der Winzerkeller hat seine  Berechnungsbasis für das Traubengeld verändert, berichtete Geschäftsführer Peter Schuster im Umfeld der Generalversammlung vor Journalisten in Breisach.  Der bisherige Wert wurde unter Einschluss der gesamten Rebfläche teilabliefernder Winzergenossenschaften berechnet. Diese vermarkten aber einen Teil ihrer Ware auf eigene Rechnung. „Damit haben wir uns selbst schlechtgerechnet”, sagte Schuster.
 Für das Jahr 2016 lautet die Zahl nach neuer Berechnungsweise 9330 Euro/ha gegenüber 9290 Euro/ha im Jahr 2015. Die Auszahlungsleistung 2016 sei zu 100 Prozent aus dem  operativen Geschäft erwirtschaftet worden. Auf die alte Basis bezogen ergeben sich 8700 Euro/ha (2016) bzw. 8660 Euro/ha (2015). Mit der neuen Berechnungsweise sei auch die Vergleichbarkeit mit Zahlen anderer Winzergenossenschaften gegeben.
Umsatzplus gegen den Markttrend
Der Winzerkeller befindet sich aus Schusters Sicht auf der richtigen Spur – gegen den Markttrend. „Trotz des harten Markenwettbewerbs haben wir ein Umsatzplus von 2,1 % auf 42,2 Mio. Euro erreicht und unseren Marktanteil bei den badischen Weinen gesteigert. Im Vorjahr hat die Steigerung bei nur 1,5 % gelegen”, hob er hervor. 2015 habe die langjährige Abwärtsentwicklung beim Umsatz gestoppt werden können. „Eigentlich haben wir erst 2016 den Hebel umgelegt als Folge erhöhter Anstrengungen im Vertrieb. Das Ziel, verlorene Umsätze und Distributionsanteile im Einzelhandels- und Discountbereich zurückzuerobern, konnten wir teilweise erreichen. Verantwortlich dafür sind die personelle Verstärkung des Vertriebs  und die Fokussierung der Betreuung von Großkunden.” Bei gleichbleibenden Umsätzen in Fachhandel und Gastronomie habe man im Privatkundengeschäft Zuwächse erzielen können. Lebensmittel-Einzelhandel und  Export stünden mit 80 % des Umsatzes an der Spitze, gefolgt von der Gastronomie mit 15 % und Privatkunden mit 5 %.  
Die Sonnenwinzer
2016 habe man sich mit dem geschützten Begriff „Die Sonnenwinzer” einen neuen, sympathischen Markenauftritt gegeben. „Das hat uns viel Schweiß und Herzblut gekostet”, so Schuster. Für den Marketingleiter Christof Joos ist es bedauerlich, dass sich die anhaltend positive Stimmung bei den Konsumenten nicht in einem steigenden Weinverbrauch pro Kopf niedergeschlagen hat. „Die europäischen Mitbewerber Italien und Frankreich schwächelten in jüngster Zeit. So konnte der Marktanteil deutscher Weine im Bereich Weißwein ausgebaut werden. Rotwein steht dagegen  unter Druck”, berichtete Joos. Baden habe vom Trend zum deutschen Wein nicht profitieren können und habe Marktanteile verloren. Das sei auch den Preissteigerungen im Süden Deutschlands geschuldet. Zusätzlich habe die Preissenkung bei rheinhessischen Weinen  Probleme verursacht. Der Marktdruck auf den Alkoholkonsum habe sich auf den Wein weniger stark ausgewirkt, doch gehe auch beim Wein der Trend zu einem geringeren Alkoholgehalt.Kommunikationsleiter Henning Johannßen legte dar, man habe das  Augenmerk stärker auf Markenpersönlichkeiten gerichtet, beispielsweise die Marken „Heinrich Hansjakob” und „Martin Schongauer”, Badens bekannteste Weinmarke. Der Sekt „Schloss Munzingen” sei mit einer Stillweinserie aufgewertet worden, was ein Absatzplus von 13 % eingebracht habe. „Die Marken sind nicht neu”, führte Christof Joos aus, „sie sind alle unters Dach der ‚Sonnenwinzer‘ gewandert.” So verknüpfe der Endverbraucher den „Sonnenwinzer” mit diesen Marken. Mit weiteren Zahlen wartete Eckart Escher, ehrenamtliches Vorstandsmitglied, auf. Zum Badischen Winzerkeller gehörten  4000 Winzer in 52 Mitgliedsgenossenschaften, da-von 29 voll- und 23 teilabliefernd. 2016 hat es keine Abgänge oder Fusionen gegeben. 2016 habe der Badische Winzerkeller 17,2 Mio. Liter Wein produziert – deutlich mehr als im Jahr 2015 mit knapp 15 Mio. Liter. Die Rebfläche betrug  1741 Hektar im Vergleich zu 1770 Hektar im Jahr zuvor. Der Ertrag habe 2016 auf durchschnittlich 114 Kilogramm pro Ar zugelegt, so dass man zehn Prozent mehr habe einlagern können. Die Qualität sei mit 93 Grad Öchsle als sehr gut einzustufen und habe zu einem hohen Anteil von Weinen im Bereich Kabinett und Spätlese geführt. „Wir haben zwei Vollernter-Annahmestationen in Betrieb und können Direktanlieferungen während der Lese gut abwickeln. Größere Winzer können in Breisacher Wagen direkt an den Vollernter-Stationen abkippen”, nannte Escher Vorteile bei der Annahme. 43 % der Trauben aus der Lese durch Vollernter im letzten Jahr stehen 38 % im Jahr 2015 gegenüber. 
Erlös pro Liter im Aufwärtstrend
Der Erlös pro Liter betrug 2016 2,90 Euro nach 2,88 Euro im Vorjahr. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres beläuft sich dieser Betrag sogar auf 3,07 Euro und spiegelt damit eine weitere Aufwärtsentwicklung wider. Laut Schuster stehen Investitionen in eine  Prozesskühlung mit niedrigerem Energieverbrauch an. Außerdem sollen mittlere und kleine Gebinde angeschafft werden, um eine höhere Flexibilität zu gewährleisten. Man passe damit die Tankstruktur an die Möglichkeiten der neuen Abfüllanlage an. Zwar seien 2016 Anlagenzugänge nur in Höhe von 1,63 Mio. Euro zu verzeichnen (nach 7,7 Mio. Euro im Jahr zuvor), doch der Durchschnitt der letzten vier Jahre von 2,5 Mio. Euro sei ein guter Wert. „So viel wurde nicht immer investiert”, sagte er.