Nachrichten | 04. Juli 2019

Winzerkeller sieht Marken im Aufwind

Von Hans Hörl
Der Badische Winzerkeller hat seinen Umsatz im Geschäftsjahr 2018 um 6,1 Prozent auf 47,6 Millionen Euro erhöht. Allerdings drückten hohe Kosten auf die Ertragslage.
Die Winzerkeller-Vorstände Peter Schuster (links) und Eckart Escher berichteten über ein herausforderndes Jahr 2018.
Es sei einfacher, die Preise aufzuzählen, die der Winzerkeller nicht bekommen habe, sagte Henning Johanßen, der Leiter Unternehmenskommunikation des Badischen Winzerkellers (BWK), am 26. Juni vor Journalisten in Breisach. Auch die Mitgliedsgenossenschaften hätten mit verschiedenen Preisen und Auszeichnungen brillieren können. „Jetzt ernten wir die Früchte unserer Bemühungen um eine Steigerung der Qualität”, zeigte sich Johanßen zufrieden.
Einen hektarbezogenen Auszahlungspreis wollte Vorstandsvorsitzender Dr. Peter Schuster nicht nennen. „Ein solcher Durchschnittswert gibt ein falsches Bild ab”, begründete er. „Wir haben bei den Hektarwerten eine große Spanne. Es gibt einerseits kleine Winzer,  denen es nicht in erster Linie um das Geld geht. Im Einzelfall kann ein Winzer, der im Premiumbereich arbeitet, aber durchaus einen Auszahlungspreis von 13.000 Euro/ha erreichen. Wir bewegen uns beim Auszahlungspreis über dem badischen Durchschnitt.”
Dass 2018 weder Abgänge von Genossenschaften noch von einzelnen Winzern zu verzeichnen waren, unterstreiche den positiven Trend der letzten Jahre. Zudem habe der Winzerkeller 2018 Übermengen ausgebaut und eingelagert, die man erst nach und nach  vermarkten werde. Das senke zunächst den Gewinn.
Konzept kommt an
Als positive Aspekte des Jahres 2018 nannte Schuster: Der Umsatz habe sich zum dritten Mal in Folge mit mehr als 6 % auf fast 48 Millionen Euro nach oben bewegt. Der „Sonnenwinzer”, 2016 als Marketingkonzept ins Leben gerufen, komme gut an. Das habe die Marktforschung bestätigt, der zufolge dieses Konzept noch Potenzial besitzt.  
Der BWK werde wieder besser wahrgenommen; die Marktposition habe sich verbessert. Dies spiegle die gesteigerte Qualität. Die Reklamationen seien zurückgegangen.
Der Herausforderung der frostgeschädigten Ernte 2017 mit einer extrem kleinen Menge sei man mit dem Zukauf von drei Millionen Litern erfolgreich begegnet, um Lieferverträge einhalten zu können. Entsprechend der Funktion als Zentralkellerei habe man 2018 fünf Millionen Hektoliter für Dritte eingelagert.  
Der jahrelang im Niedergang begriffene Export habe sich stark nach oben entwickelt. Die Linie „Black Forest” sei zu diesem Zweck eingeführt worden und werde nun auch in Deutschland in die Gastronomie gebracht.
Wichtige Marken
Angesichts der mit 280 Millionen Hektoliter großen Ernte weltweit bei einem relativ stabilen Verbrauch von 240 Millionen Hektoliter könne es allerdings auf dem deutschen Markt zu Verwerfungen kommen, fürchtete Schuster. „Der gestiegene Umsatz, ein Plus von mehr als 18 % innerhalb dreier Jahre, erfordert Investitionen in Markt, Mitarbeiter und Winzer”, erklärte der Vorstandsvorsitzende und verwies auf steigende Mitarbeiterzahlen, konstant hohe Investitionen in die maschinelle Ausstattung sowie in neue Software.
Die Marken „Heinrich Hansjakob”, „Schloss Munzingen” und „Martin Schongauer” hätten um 5 bis 31 % zugelegt und unterstützten das positive Image. Christof Joos, Leiter Marketing, bezeichnete die Linie „Martin Schongauer” als Flaggschiff des BWK. Sie sei die einzige national verfügbare badische Weinmarke. Die Kommunikation für Badens beliebteste Sektmarke, „Schloss Munzingen”, solle  ausgebaut werden.
Viel verspricht sich Joos von der Partnerschaft mit dem Europapark in Rust. Dieser sei der größte Abnehmer von Weinen des BWK im gastronomischen Bereich. Bei den neu eröffneten „Wasserwelten” seien nun Sekt und Secco der Marke Schloss Munzingen exklusiv dabei.
Mittlerweile setze fast die Hälfte der Winzer den Vollernter ein, sagte Vorstandsmitglied Eckart Escher. Die Koordination bei der Anlieferung von einerseits mit dem Vollernter gewonnenen und deshalb kühleren Trauben schwerpunktmäßig in der ersten Tageshälfte und von Hand gelesenem Erntegut hauptsächlich in der zweiten Tageshälfte habe eine große Herausforderung dargestellt, die gut gemeistert wurde. Dies gelte insbesondere angesichts des Durchschnittsertrages von 148 kg Trauben pro Ar. Als Aufgaben für die Zukunft nannte Schuster die Intensivierung des Direktverkaufs, die Optimierung der Prozesse über alle Stationen („Hier gibt es viel zu tun”), Verbesserung des Leseguttransports, z. B. über Container, sowie zunehmende Technisierung.

 
Gewinn- und Verlustrechnung belastet
Die Gewinn- und Verlustrechnung für das Geschäftsjahr 2018 ist belastet durch die Aufeinanderfolge einer sehr kleinen Ernte 2017 (14,2 Mio. kg Trauben von den vollanliefernden Winzergenossenschaften) und einer sehr großen Ernte 2018 (24,6 Mio. kg Trauben). Durch die kleine Ernte 2017 mussten erhebliche Offenwein-Zukäufe getätigt werden, um Regalplätze zu halten. 
Gleichzeitig verursachte die Verarbeitung der großen Ernte 2018 zusätzliche Kosten. Die geschaffenen Werte tauchen aber in der Bilanz per 31.12.2018 nicht auf, heißt es im Geschäftsbericht. Dass dem Winzerkeller als Zentralgenossenschaft im Gegensatz zu Primärgenossenschaften das Mengenausgleichsinstrument der Einbetriebsregelung nicht zur Verfügung steht, führe zu einer überproportionalen Belastung der Gewinn- und Verlustrechnung.
Das Betriebsergebnis ging von −0,2 Mio. Euro auf −3,1 Mio. Euro zurück. „Die Ertragslage ist insgesamt aufgrund der Kostenentwicklung nicht zufriedenstellend und liegt unter den im Vorjahr formulierten Erwartungen”, heißt es dazu im Geschäftsbericht.  Die angespannte Kostensituation müsse sich in 2019/20 wieder deutlich entspannen. Der Aufsichtsrat stellt dazu im Geschäftsbericht fest, dass sich Durchschnittserlös und Kostenentwicklung verschlechtert hätten und das Jahresergebnis leider hinter den Planungen zurückblieb. Er fordert für die kommenden Jahre strikte Sparmaßnahmen und eine strategische Neuausrichtung. bos