Der Badische Winzerkeller hat seinen Umsatz im Geschäftsjahr 2018 um 6,1 Prozent auf 47,6 Millionen Euro erhöht. Allerdings drückten hohe Kosten auf die Ertragslage.
Die Winzerkeller-Vorstände Peter Schuster (links) und Eckart Escher berichteten über ein herausforderndes Jahr 2018.
Es sei einfacher, die Preise aufzuzählen, die der Winzerkeller nicht bekommen habe, sagte Henning Johanßen, der Leiter Unternehmenskommunikation des Badischen Winzerkellers (BWK), am 26. Juni vor Journalisten in Breisach. Auch die Mitgliedsgenossenschaften hätten mit verschiedenen Preisen und Auszeichnungen brillieren können. „Jetzt ernten wir die Früchte unserer Bemühungen um eine Steigerung der Qualität”, zeigte sich Johanßen zufrieden.
Einen hektarbezogenen Auszahlungspreis wollte Vorstandsvorsitzender Dr. Peter Schuster nicht nennen. „Ein solcher Durchschnittswert gibt ein falsches Bild ab”, begründete er. „Wir haben bei den Hektarwerten eine große Spanne. Es gibt einerseits kleine Winzer, denen es nicht in erster Linie um das Geld geht. Im Einzelfall kann ein Winzer, der im Premiumbereich arbeitet, aber durchaus einen Auszahlungspreis von 13.000 Euro/ha erreichen. Wir bewegen uns beim Auszahlungspreis über dem badischen Durchschnitt.”
Dass 2018 weder Abgänge von Genossenschaften noch von einzelnen Winzern zu verzeichnen waren, unterstreiche den positiven Trend der letzten Jahre. Zudem habe der Winzerkeller 2018 Übermengen ausgebaut und eingelagert, die man erst nach und nach vermarkten werde. Das senke zunächst den Gewinn.
Konzept kommt an
Als positive Aspekte des Jahres 2018 nannte
Schuster: Der Umsatz habe sich zum dritten Mal in Folge mit mehr als 6 %
auf fast 48 Millionen Euro nach oben bewegt. Der „Sonnenwinzer”, 2016
als Marketingkonzept ins Leben gerufen, komme gut an. Das habe die
Marktforschung bestätigt, der zufolge dieses Konzept noch Potenzial
besitzt.
Der BWK werde wieder besser wahrgenommen; die Marktposition
habe sich verbessert. Dies spiegle die gesteigerte Qualität. Die
Reklamationen seien zurückgegangen.
Der Herausforderung der
frostgeschädigten Ernte 2017 mit einer extrem kleinen Menge sei man mit
dem Zukauf von drei Millionen Litern erfolgreich begegnet, um
Lieferverträge einhalten zu können. Entsprechend der Funktion als Zentralkellerei habe man 2018 fünf Millionen Hektoliter für Dritte eingelagert.
Der
jahrelang im Niedergang begriffene Export habe sich stark nach oben
entwickelt. Die Linie „Black Forest” sei zu diesem Zweck eingeführt
worden und werde nun auch in Deutschland in die Gastronomie gebracht.
Wichtige Marken
Angesichts
der mit 280 Millionen Hektoliter großen Ernte weltweit bei einem
relativ stabilen Verbrauch von 240 Millionen Hektoliter könne es
allerdings auf dem deutschen Markt zu Verwerfungen kommen, fürchtete
Schuster. „Der gestiegene Umsatz, ein Plus von mehr als 18 % innerhalb
dreier Jahre, erfordert Investitionen in Markt, Mitarbeiter und Winzer”,
erklärte der Vorstandsvorsitzende und verwies auf steigende
Mitarbeiterzahlen, konstant hohe Investitionen in die maschinelle
Ausstattung sowie in neue Software.
Die Marken „Heinrich
Hansjakob”, „Schloss Munzingen” und „Martin Schongauer” hätten um 5 bis
31 % zugelegt und unterstützten das positive Image. Christof Joos,
Leiter Marketing, bezeichnete die Linie „Martin Schongauer” als
Flaggschiff des BWK. Sie sei die einzige national verfügbare badische
Weinmarke. Die Kommunikation für Badens beliebteste Sektmarke, „Schloss
Munzingen”, solle ausgebaut werden.
Viel verspricht sich
Joos von der Partnerschaft mit dem Europapark in Rust. Dieser sei der
größte Abnehmer von Weinen des BWK im gastronomischen Bereich. Bei den
neu eröffneten „Wasserwelten” seien nun Sekt und Secco der Marke Schloss
Munzingen exklusiv dabei.
Mittlerweile setze fast die Hälfte der
Winzer den Vollernter ein, sagte Vorstandsmitglied Eckart Escher. Die
Koordination bei der Anlieferung von einerseits mit dem Vollernter
gewonnenen und deshalb kühleren Trauben schwerpunktmäßig in der ersten
Tageshälfte und von Hand gelesenem Erntegut hauptsächlich in der zweiten
Tageshälfte habe eine große Herausforderung dargestellt, die gut
gemeistert wurde. Dies gelte insbesondere angesichts des
Durchschnittsertrages von 148 kg Trauben pro Ar. Als Aufgaben für
die Zukunft nannte Schuster die Intensivierung des Direktverkaufs, die
Optimierung der Prozesse über alle Stationen („Hier gibt es viel zu
tun”), Verbesserung des Leseguttransports, z. B. über Container, sowie
zunehmende Technisierung.
Gewinn- und Verlustrechnung belastet
Die Gewinn- und Verlustrechnung für das Geschäftsjahr 2018 ist belastet durch die Aufeinanderfolge einer sehr kleinen Ernte 2017 (14,2 Mio. kg Trauben von den vollanliefernden Winzergenossenschaften) und einer sehr großen Ernte 2018 (24,6 Mio. kg Trauben). Durch die kleine Ernte 2017 mussten erhebliche Offenwein-Zukäufe getätigt werden, um Regalplätze zu halten.
Gleichzeitig verursachte die Verarbeitung der großen Ernte 2018 zusätzliche Kosten. Die geschaffenen Werte tauchen aber in der Bilanz per 31.12.2018 nicht auf, heißt es im Geschäftsbericht. Dass dem Winzerkeller als Zentralgenossenschaft im Gegensatz zu Primärgenossenschaften das Mengenausgleichsinstrument der Einbetriebsregelung nicht zur Verfügung steht, führe zu einer überproportionalen Belastung der Gewinn- und Verlustrechnung.
Das Betriebsergebnis ging von −0,2 Mio. Euro auf −3,1 Mio. Euro zurück. „Die Ertragslage ist insgesamt aufgrund der Kostenentwicklung nicht zufriedenstellend und liegt unter den im Vorjahr formulierten Erwartungen”, heißt es dazu im Geschäftsbericht. Die angespannte Kostensituation müsse sich in 2019/20 wieder deutlich entspannen. Der Aufsichtsrat stellt dazu im Geschäftsbericht fest, dass sich Durchschnittserlös und Kostenentwicklung verschlechtert hätten und das Jahresergebnis leider hinter den Planungen zurückblieb. Er fordert für die kommenden Jahre strikte Sparmaßnahmen und eine strategische Neuausrichtung. bos