Nachrichten | 07. Oktober 2022

Zuverlässiger Pflanzenschutz garantiert

Von Michael Fritz
Die beiden biologisch zertifizierten und biodynamischen VDP-Weingüter Heitlinger und Burg Ravensburg sind als Vorreiter aktiv. In den Weinbergen wird beim biologischen Pflanzenschutz unterstützend eine Drohne für Spritzarbeiten eingesetzt.
Oberhalb von Tiefenbach wird ein zweijähriges Jungfeld mit Brennnesseljauche zur Stärkung der Vitalität der Pflanzen und Backpulver gegen Mehltau gespritzt.
Gespritzt werden dabei nur präventive und abhärtende Mittel wie Backpulver oder Pflanzenöle. Zur biodynamischen Behandlung wird zusätzlich auch Kamillen-, Brennnessel- oder Ackerschachtelhalmtee eingesetzt, der die Reben stärkt und deren natürliche Abwehrkräfte fördert, wie Winzer Claus Burmeister erläutert. „Der Einsatz der Drohne hat viele Vorteile”, betont Burmeister. Der Einsatz von Fahrzeugen im Weinberg trage immer auch zur Bodenverdichtung bei und habe damit negative Einflüsse auf die Fruchtbarkeit der Böden, die Drainage, die Artenvielfalt und begünstige die Erosion. „Unsere Böden sind für uns das kostbarste Gut. Wir sind froh um jede Behandlung, die wir mit der Drohne durchführen können, und glauben, dass wir erst am Anfang dieser Technologie stehen”, so der leidenschaftliche Winzer. Als weiterer Vorteil der Drohne sei deren weitestgehende Wetterunabhängigkeit zu nennen, so dass stets ein zuverlässiger Pflanzenschutz garantiert werden könne. Geflogen wird die Drohne von den beiden Weinbautechnikern Jonas Reuen und Johannes Benz, die eigens einen Drohnenführerschein abgelegt haben.
Nur dreimal mit dem Traktor im Weinberg
„Die Drohne ist GPS-gesteuert, sodass sich keine Fehlstellen im Pflanzenschutz ergeben”, erläutert Reuen. Geflogen wird immer quer zu den Reihen, damit in Hanglagen möglichst wenig Steigungen überwunden werden müssen, um die Akkus zu schonen. Denn die Flugdauer ist mit rund zehn Minuten pro Akkusatz nicht besonders lang. „Das reicht gerade, um 30 Liter Spritzmittel zu versprühen”, ergänzt Johannes Benz. Dann fliegt die Drohne zu ihrem Startplatz zurück. Nach Akkutausch und Betankung mit neuem Spritzmittel erfolgt der nächste Einsatz exakt am Schlusspunkt des vorherigen. Vier Hektar lassen sich so an einem Arbeitstag bearbeiten. „In diesem Jahr waren wir nur dreimal mit dem Traktor im Weinberg. Alles andere konnte mit der Drohne erledigt werden”, so Claus Burmeister, der einschränkend hinzufügt, dass bei geschlossenem Laubverband die Trauben manchmal nicht ganz so gut mit dem Spritzgut benetzt werden. Gemeinsam mit der staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg werden weitere Praxiserfahrungen gesammelt. Bei Anschaffungskosten von rund 26 000 Euro ist bislang ein flächendeckender Einsatz von Drohnen für kleinere Weinbaubetriebe wirtschaftlich nicht sinnvoll.